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Woran entzündete sich der Historikerstreit von 1986/87? Und wurden wir tatsächlich vor wenigen Jahren Zeug*innen eines neuen, zweiten Streits unter Historiker*innen? Fand die Goldhagen-Kontroverse vor Martin Walsers „Moralkeule Auschwitz“-Rede statt? Warum bezeichnete Rudolf Augstein das geplante Mahnmal in Berlin als „Schandmal“? Welches Tabu brach die „Wehrmachtsausstellung“? Warum wurde so erhitzt über Achille Mbembe und Michael Rothberg diskutiert? Die Kontroversen und Debatten rund um die Deutung des Holocaust können, wie Michael Wildt in Hinblick auf den Historikerstreit von 1986/87 konstatiert, „nur im kulturellen und politischen Kontext“ ihrer Zeit verstanden werden. In diesem Seminar werden wir uns daher nicht nur mit den Thesen und Argumenten der vielen Forschungskontroversen und erinnerungspolitischen Debatten seit den 1980ern auseinandersetzen, sondern werden sie zeithistorisch einordnen; wir werden einen genaueren Blick auf die Akteur*innen werfen und danach fragen, was die Kontroversen bewirkt bzw. welche gesellschaftlichen Veränderungen sie herbeigeführt haben (oder ob überhaupt). Anders gefragt: Für welches Problem wollten/sollten sie eine Lösung sein? Schließlich waren sie nicht nur für die Forschung von Bedeutung, sondern waren von Anfang an mit dem politisch-moralischen Selbstverständnis und der Selbstbeschreibung Deutschlands (des wiedervereinigten Deutschlands) verbunden.
Literatur:
Friedländer, Saul / Frei, Norbert / Steinbacher, Sybille / Diner, Dan: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust, München 2022.
Neiman, Susan / Wildt, Michael (Hg.): Historiker streiten. Gewalt und Holocaust – die Debatte, Berlin 2022.
Zimmerer, Jürgen (Hg.): Erinnerungskämpfe. Neues deutsches Geschichtsbewusstsein, Ditzingen 2023.
Im Dezember 2025 jährt sich der 50. Todestag von Hannah Arendt. Die Themen, mit denen sie sich befasste, sind für die Antisemitismusforschung aktueller denn je. Hannah Arendts Nachdenken über Totalitarismus, Antisemitismus, Flucht und Fremdheit, aber auch über den Zionismus und die Bedingungen für politische Neuanfänge war tief geprägt von ihrer eigenen biografischen Erfahrung als verfolgte Jüdin zur Zeit des Nationalsozialismus. Zugleich ist ihr Denken bestimmt durch ein philosophisches und politiktheoretisches Interesse an (universellen) Fragen des „Menschseins“: Wie lässt sich das Verhältnis von Selbstreflexion und Handeln charakterisieren? Was heißt ‚aus der Geschichte lernen‘?
Das Seminar lädt dazu ein, zentrale Texte Arendts gemeinsam zu lesen und kritisch zu diskutieren. Im Zentrum steht die intensive Auseinandersetzung mit Primärquellen, so Arendts Biografie Rahel Varnhagens und die Essays We Refugees, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Vita activa oder Über die Revolution, aber auch problematische Texte wie die Reflections on Little Rock. - Die Zielsetzung des Seminars besteht darin, Arendts Werk über unterschiedliche, kritische Zugänge (oder 'Lesarten') zu erschließen – etwa über biografische Kontexte, thematische Schwerpunkte oder textanalytische Fragestellungen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wohl aber die Bereitschaft zur vertiefenden Lektüre anspruchsvoller Texte und Interesse am gemeinsamen Diskutieren und Nachdenken.
Das Seminar wird von Esther Gardei geleitet.
Die Geschichte des Nahostkonflikts beeinflusst seit Jahren gegenwärtige Formen des Antisemitismus weltweit. Zugleich konzentrieren sich viele der entsprechenden Debatten auf Israel und den Nahostkonflikt, wie etwa in Überlegungen zum israelbezogenen oder neuem Antisemitismus deutlich wird. Faktengesättigtes Wissen über die Entwicklung und Gegenwart des israelisch-palästinensischen Konflikts wird daher für die Antisemitismusforschung immer wichtiger. Das Seminar soll einen Überblick über die Geschichte des Konflikts vom 19. bis ins 21. Jahrhundert vermitteln. Ein Schwerpunkt wird die Ereignisgeschichte des Konfliktes bilden; es sollen aber auch verschiedene strukturgeschichtliche Grundprobleme wie Zionismus, palästinensischer Nationalismus, Erinnerungsnarrative, Siedlungspolitik, etc. diskutiert werden.
Text über ISIS.
Das Forschungskolloquium des Zentrums für Antisemitismusforschung steht allen
Interessierten offen. Es bedarf keiner Anmeldung. Das Programm hierzu finden Sie auf der
Homepage des ZfA.
Anrechenbar im Bereich Freie Wahl.
Der Kurs bietet den Studierenden eine Einführung in wissenschaftstheoretische, methodische und begriffliche Fragen der empirischen Antisemitismusforschung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der sozialwissenschaftlichen Forschung in ihren verschiedenen Ausprägungen. Anhand von grundlegenden Texten soll ein vertieftes Verständnis der Forschung ermöglicht werden, das in einigen Fällen auch durch konkrete Beispiele empirischer Studien ergänzt wird. So lernen die Studierenden verschiedene wichtige Ansätze in der Antisemitismusforschung wie Einstellungsforschung, Gesprächsanalyse, linguistische Sprachanalyse oder Analyse digitaler Kommunikation kennen. Damit soll auch ein erster Überblick über die existierenden Ansätze der empirischen Antisemitismusforschung möglich werden. Es sind keine sozialwissenschaftlichen Vorkenntnisse notwendig, allerdings wird die Bereitschaft zur vertieften Lektüre vorausgesetzt.
Das Fach Soziale Arbeit versteht sich – ebenso wie viele, die es in Theorie und Praxis betreiben – als „Menschenrechtsprofession“ (Silvia Staub-Bernasconi). Doch gerade in Bezug zum Themenfeld Antiziganismus kann gezeigt werden, dass Institutionen und Akteur*innen Sozialer Arbeit historisch und bis in die Gegenwart auf vielschichtige Weise mit antiziganistischen Diskursen, Praxen, Strukturen und Effekten verwoben sind.
Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über dieses komplexe Gefüge zu geben und dabei sowohl ein Wissen zu Problemstellungen und Debatten innerhalb Sozialer Arbeit zu vermitteln, als auch zu einem vertieften Verständnis von Antiziganismus beizutragen.
Das Seminar ist für alle MA-Studierenden geöffnet, Vorkenntnisse zum Themenfeld Antiziganismus sind hilfreich. Die Konzeption des Seminars beruht auf intensiver Lektüre und Auseinandersetzung mit den Themen im Semester. Im Gegenzug wird es keine Referate geben, sowie die Möglichkeit ein Hausarbeitsäquivalent im Semester zu erbringen.
Literatur
End, Markus 2018. Antiziganismus und Soziale Arbeit. neue praxis. Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik Sonderheft 15: Rassismus in der Sozialen Arbeit und Rassismuskritik als Querschnittsaufgabe. Perspektiven für Wissenschaft und Praxis, 59–69.
Stender, Wolfram 2016. Über die Schwierigkeit Sozialer Arbeit, nicht antiziganistisch zu sein. In W. Stender, hg. Konstellationen des Antiziganismus. Theoretische Grundlagen, empirische Forschung und Vorschläge für die Praxis. Wiesbaden: Springer, 329–348.
Die sogenannte "Neue" Rechte schwelgt derzeit in einem Hochgefühl: Während auf der Straße rechtsradikale Gewalt zunimmt, gewinnt die AfD im Parlament an Einfluss. Selbsternannte "Identitäre" und Burschenschaftler arbeiten als Referent*innen der AfD in Parlamenten auf Landes- und Bundesebene. Influencer*innen und ‚alternative Medien‘ arbeiten unterdessen an der Verschiebung des Sagbaren, verbreiten on- wie offline Hass, Angst, Hetze und FakeNews.
Wir wollen uns in der Projektwerkstatt näher mit der "Neuen" Rechten und ihren Akteur*innen beschäftigen. Was macht sie aus? Ist die "Neue" Rechte wirklich neu? Welche Strategien wenden sie an und wie gestaltet sich ihre Ideologie? Ziel der Projektwerkstatt ist es, die "Neue" Rechte sowie gegenwärtige Entwicklungen besser zu verstehen und Ansätze möglicher Gegenstrategien zu entwickeln. Im Wintersemester wollen wir uns insbesondere auf die "Neue" Rechte in Berlin, Brandenburg, aber auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt konzentrieren, denn in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern finden 2026 Landtagswahlen statt.
MA-ZfA-9/3 - 3 ECTS
Freie Wahl - 6 ECTS
Das Exkursionsseminar, das an den Geburtsort Otto von Bismarcks in der Altmark führt, beschäftigt sich 1. anhand von Quellen und Fachliteratur mit historischen Darstellungen von Antisemitismus im ländlichen Raum im Kaiserreich. Auf dieser Grundlage sollen 2. Formate entwickelt werden, wie die genannte Thematik für unterschiedliche Zielgruppen an einem historischen Ort - dem einzigen Standort einer Politikergedenkstiftung des Bundes in Ostdeutschland (s. www.politikergedenkstiftungen.de), gelegen inmitten eines strukturschwachen ländlichen Raums - angemessen erschlossen werden kann.
Das Seminar baut auf die Exkursion nach Schönhausen im Wintersemester 2024/25 auf, kann aber auch ohne Teilnahme daran besucht werden.
Veranstaltungsort: Schönhausen (Elbe) und Region
Termine:
17. Oktober, 10-12 Uhr, Einführungsveranstaltung in der KAI
24./25. Oktober 2025 jeweils 3 Doppelstunden pro Tag mit Übernachtung
21. November, 10-12 Uhr, Zusammenführung in der KAI
Dozentinnen: Dr. Andrea Hopp und Dr. Stefanie Fischer
Organisatorisches: Die genauen Uhrzeiten für die Exkursion, Literatur etc. werden nach Anmeldung per Mail mitgeteilt. Bitte melden Sie sich auch bei ISIS für den Kurs an.
Da die Anreise- und Übernachtungskosten die Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen trägt, wird um Anmeldung bis zum Semesterbeginn am 10. Oktober 2025 gebeten.
Höchstzahl für die Teilnahme: 10 Studierende.