Lernergebnisse
Während genormte Produkte wie das Papierformat DIN A4 oft sehr bekannt sind, ist der Nutzen von Normen, ihre Entstehung auf freiwilliger Basis nach dem Konsensprinzip und ihre strategische Bedeutung für Unternehmen, Politik und Gesellschaft wenig oder gar nicht bekannt. Normung ist ein strategisches Element in Wirtschaft und Gesellschaft, z.B. zur Erleichterung des Austausches von Waren und Dienstleistungen. Normung trägt dazu bei, technisches Wissen und Innovationen schneller zu verbreiten und im Markt zu platzieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu stärken, aber auch die Integration ganzer Wirtschaftsräume, z. B. des einheitlichen europäischen Marktes, zu unterstützen.
Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von Normen, die heute neben Produkten und ihren Anwendungen auch Dienstleistungen und Managementsysteme umfassen, beträgt - wie eine wissenschaftliche Studie belegt - in Deutschland allein ca. 16 Mrd. € pro Jahr. Normung entlastet die staatliche Regelsetzung: der Staat konzentriert sich auf die Vorgabe wesentlicher Schutzziele, z. B. zur Sicherheit und Gesundheit, die Detaillierung und Konkretisierung erfolgt durch Normen. Auf europäischer Ebene ist diese Wirkungsweise durch den New Legislative Framework (NLF) (Ordnungsrahmen für die europäische Produktregulierung durch Festlegung grundlegender Anforderungen und Konkretisierung durch harmonisierte Normen) gegeben.
Aber auch um Forschungs- und Entwicklungsarbeiten eine solide Basis zu geben, ist die frühzeitige entwicklungsbegleitende Normung von großer Bedeutung. So kann beispielsweise in der Stadt- und Verkehrsplanung von smart Citys mit der DIN SPEC 91340, durch präzise Definitionen von knapp 200 Terminologie rund um das Thema ‘‘Intelligente individuelle urbane Mobilität‘‘, eine Grundlage geschaffen werden, um Innovationen aus der interdisziplinären Forschung und Entwicklung mit einzubeziehen. In diesem Zusammenhang können Forschungsergebnisse frühzeitig in die praktische Anwendung überführt werden, weshalb Normen ein wichtiges Instrument des Technologietransfers darstellen.
Dieses vielfältige Spektrum der Möglichkeiten der Normung und ihrer Nutzung ist bisher nicht systematisch Gegenstand der akademischen Lehre gewesen, aber wegen der strategischen Bedeutung der Normung für Wirtschaft und Gesellschaft ein wichtiger Baustein für die Strategiekompetenzen insbesondere von Wirtschaftsingenieuren, aber auch von Ingenieuren aus dem Maschinenbau und dem Bauwesen sowie von Volks- und Betriebswirten.
Die Studierenden lernen die Erarbeitung von Normen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene nachzuvollziehen und die Rollen der beteiligten Instanzen zu verstehen. Sie können die deregulierende Wirkung von Normen erklären, insbesondere das Zusammenspiel von EG-Richtlinien und harmonisierenden europäischen Normen als Voraussetzung der CE-Kennzeichnung. Sie können darüber hinaus Normen von Patenten abgrenzen und beide als Technologietransferinstrumente einsetzen, um Innovationen auf internationalen Märkten platzieren zu können. Es werden Methoden vermittelt, um den volks- und betriebswirtschaftlichen Nutzen von Normen zu ermitteln.