Sind Sie sich sicher?
SE: Technik und soziale Ungleichheit (BA/MA-Module Technik und Gesellschaft und Vertiefung Technik und Gesellschaft), Ingo Schulz-Schaeffer, Do 16-18, FH 314
Der Begriff der sozialen Ungleichheit bezeichnet Unterschiede in den Zugangschancen zu gesellschaftlich relevanten Handlungsfeldern und Unterschiede in den Handlungsmöglichkeiten innerhalb dieser Felder, die in der unterschiedlichen Verfügung über die dazu erforderlichen Ressourcen ihre Ursache haben. Die Soziologie interessiert sich dabei vor allem für Unterschiede, auf soziale Lage und soziale Herkunft und die damit jeweils verbundene Ausstattung an ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital zurückzuführen sind. Zu den wichtigsten und wirkmächtigsten Handlungsressourcen zählen die Handlungsmöglichkeiten, die durch technische Artefakte und Infrastrukturen eröffnet und bereitgestellt werden. Technik hat folglich direkten Einfluss auf Verhältnisse sozialer Ungleichheit. Viele weit verbreitete Alltagstechniken haben in den letzten hundert Jahren die soziale Ungleichheit zumindest in bestimmten Hinsichten und in bestimmten Gesellschaften dramatisch verringert. Auto, Kühlschrank, Elektroherd, Zentralheizung oder Handy haben dazu beigetragen, dass breite Bevölkerungsmehrheiten in Sachen Mobilität, Wohn- und Ernährungsqualität oder Informationszugängen Handlungsmöglichkeiten besitzen, die vor noch nicht allzu langer Zeit nur kleinen gesellschaftlichen Oberschichten vorbehalten waren. Andere Techniken werden als exklusive Ressourcen für Wenige realisiert (Beispiel Weltraumtourismus) oder haben aktuell oder potenziell in anderen Hinsichten Ungleichheit schaffende oder verstärkende Wirkungen (Beispiele sind die Fortschreibung bestehender sozialer Ungleichheiten in algorithmischen Entscheidungsunterstützungssystemen oder genetische Krankheitsdispositionen als neue, durch Gendiagnostik eröffnete Ungleichheitsdimension). Ziel des Seminars ist es, sich der grundsätzlichen Frage nach dem Verhältnis von Technik und sozialer Ungleichheit an konkreten empirischen Beispielen zu nähern.
Bitte schreiben Sie sich im zugehörigen ISIS-Kurs ein. Die aktuellen Informationen zur Lehrveranstaltung finden Sie ab Vorlesungsbeginn in den zugehörigen ISIS-Kursen.
SE: Verkehrswende durch Experimente: Keine Parkplätze mehr im Graefekiez! (BA/MA-Module Technik und Gesellschaft und Vertiefung Technik und Gesellschaft), Andreas Knie, Fr 10-12, FH315
Die Bezirksversammlung Friedrichshain- Kreuzberg hat im Juni 2022 beschlossen für 6 Monate ab Frühjahr 2023 im „Graefekiez“ keine öffentlichen Parkflächen mehr bereit zu stellen. Das WZB wird diesen Versuch wissenschaftlich begleiten. Hintergrund ist die Hypothese, dass die öffentliche Bereitstellung von Parkflächen entscheidend ist für die Attraktivität des Automobils. Damit ist aber ein enormer Flächenverbrauch verbunden, den die Städte angesichts der zukünftigen Herausforderungen nicht mehr bereitstellen können. In dem Experiment soll daher untersucht werden, ob und wie Menschen Ihre Alltagsroutinen im Verkehr umstellen können. Dazu werden eine Reihe von quantitativen und qualitativen Vorher/Nachher Messungen und Befragungen sowie thematische Fokusgruppen organisiert. Ziel des Seminars ist es, die Möglichkeiten und Grenzen einer „intervenierenden Soziologie“ auszuloten. Es besteht die Möglichkeit unmittelbar am Experiment teilzunehmen, oder über das Experiment hinaus Themen zu bearbeiten.