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Die Geschichte der Zeitzeugenschaft begann schon im Moment des Mordes an den europäischen Juden, als Überlebende Erinnerungen sammelten und die Verbrechen dokumentierten. Seit den 1960er Jahren gewannen Zeitzeugen in der juristischen Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Holocausts zunehmend an Bedeutung. Und spätestens seit den 1990er Jahren stehen sie im Zentrum der Erinnerungsarbeit und der medialen Vermittlung. Der sich wandelnden Rolle und Funktion von Zeitzeugen im Erinnerungsdiskurs, den damit verbundenen konzeptuellen und methodischen Problemen sowie der Frage nach dem „Danach“ widmet sich die Sommeruniversität Ravensbrück, die vom 28.8. bis zum 1.9. 2023 stattfindet und auf die dieses Seminar vorbereitet. Für den Erwerb eines Leistungsnachweises ist die Teilnahme an der Sommeruniversität Voraussetzung. Der genaue Ablaufplan wird in der ersten Sitzung vorgestellt. Kosten für Kost und Logis werden voraussichtlich zumindest in Teilen übernommen.
Literatur: Friedhelm Boll /Annette Kaminsky (Hg.), Gedenkstättenarbeit und Oral History. Berlin 1999; Die Geburt des Zeitzeugen nach 1945, hg. v. Martin Sabrow und Norbert Frei, Göttingen 2012; Andree Michaelis, Erzählräume nach Auschwitz. Literarische und videographierte Zeugnisse von Überlebenden der Shoah, Berlin 2013.
Siehe auch: https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/besuch/ausstellungen/online-ausstellung
Das NS-Regime konnte die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Europa in einem verheerenden Ausmaß realisieren. Der Widerstand in Deutschland, aber auch in den meisten besetzten Ländern war insgesamt viel zu schwach, um den Genozid zu verhindern oder zumindest stark zu begrenzen. Ziel des Seminars ist, die historischen Rahmenbedingungen für Widerstandshandlungen unterschiedlichster Art im nationalsozialistischen Herrschafts- und Einflussgebiet exemplarisch zu erfassen. An historischen Quellen aus der Zeit der Shoah soll das Spektrum von Protest, über Hilfe für Verfolgte bis zum bewaffneten Widerstand gegen die antisemitische Vernichtungspolitik analysiert werden. Zwei Leitfragen werden dabei zu diskutieren sein: Welche Handlungsoptionen wurden genutzt, welche wurden verpasst? Welche Faktoren haben den Widerstand gehemmt, welche Motive haben zum Handeln gegen den Genozid bewegt?
Literatur
Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand. Deutsche Juden im Kampf um Existenz und Menschenwürde 1933-1945, Hamburg 1984; Franziska Bruder: Hunderte solcher Helden. Der Aufstand jüdischer Gefangener im Vernichtungslager Sobibor, Münster 2013; Susanne Beer: Die Banalität des Guten. Hilfsleistungen für jüdische Verfolgte 1941-1945, Berlin 2018; Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (VEJ), hrsg. im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, München, Berlin 2008-2018, 16 Bde. (Quellenedition)