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SE: Digitalisierung der industriellen Fertigung – soziologische Perspektiven (BA/MA-Module Technische und soziale Innovationen und Vertiefung Technische und soziale Innovationen), Martin Meister, Di 10-12, FH 315
Unter dem Stichwort Digitalisierung werden zurzeit weit reichende gesellschaftliche Veränderungen nicht nur in der Dienstleistungsbranche, sondern auch und gerade in der industriellen Fertigung breit diskutiert. Gemeint ist damit ein ganzes Bündel unterschiedlicher Technologien, die von gänzlich neuen Produktionsmethoden (etwa 3D-Druck) über eine weitreichende softwaretechnische Durchdringung von Fertigungsanlagen und Arbeitsplätzen bis hin zu cyberphysischen Systemen reichen, bei denen die physische Fertigung direkt mit integrierten Softwaresystemen und dem Internet verbunden werden.
Die Auswirkungen dieser neuartigen Fertigungssysteme werden bekanntermaßen ganz unterschiedlich beurteilt. Auf der einen Seite werden die großen Chancen neuartiger Fertigungsmöglichkeiten herausgestellt, die nicht nur Rationalisierungseffekte, sondern etwa auch die Individualisierbarkeit der hergestellten Produkte versprechen. Auf der anderen Seite werden negative Folgen für die menschlichen Arbeitskräfte befürchtet, die sich nicht nur auf mögliche Ersetzungseffekte richten, sondern auch auf eine mögliche Steigerung der Arbeitsintensität und neue Qualifikationsanforderungen sowie Kontrollmöglichkeiten. Zudem hat sich um diese Technologien eine Bewegung zur Demokratisierung der Produktion gebildet (Makerspaces u.ä.).
Gegenstand des Seminars sind neuere soziologische Studien, die sich empirisch mit den bereits vorhandenen Realisierungen dieser neuen Fertigungsformen und ihren sich bereits abzeichnenden Auswirkungen befassen. Dabei werden auch verfestigte diskursive Rahmungen dieser Entwicklungen (etwa das Narrativ von der „Industrie 4.0) und deren Wirkmächtigkeit in den Blick genommen. Da die gegenwärtige Welle von Studien zu dieser Thematik einen jahrzehntealten Vorläufer hat, sollen zu Beginn des Seminars einige zentrale Studien dieser Vorläuferthematisierung (der Begriff war seinerzeit „Datifizierung“) behandelt werden.
Bitte schreiben Sie sich im zugehörigen ISIS-Kurs ein. Die aktuellen Informationen zur Lehrveranstaltung finden Sie ab Vorlesungsbeginn in den zugehörigen ISIS-Kursen.
SE: Die Suche nach und Schaffung von Märkten und Verwendungskontexten für radikale Innovationen. (BA/MA-Module Technische und soziale Innovationen und Vertiefung Technische und soziale Innovationen), Tim Clausnitzer, Mi 12-14 Uhr, FH 314
Im Entwicklungsprozess von grundlegenden technischen Neuerungen spielt die Suche nach geeigneten Verwendungskontexten eine zentrale Rolle. Bisher nicht etablierte Technologien, können nicht ohne Anpassungsleistungen in vorhandene Märkte sowie in vorhandene Verwendungskontexte integriert werden, sondern diese müssen häufig neu geschaffen und gestaltet werden. Beispielsweise müssen von den Technikherstellern von Pflegerobotern in der Entwicklung erst konkrete Nutzungskontexte in Pflegeheimen ausgemacht werden sowie ein genereller Markt für diese geschaffen werden. Eine Vielzahl möglicher Nutzungsweisen werden imaginiert, Prototypen hierfür entworfen sowie verworfen und Entwicklungsentscheidungen getroffen, die Pfadabhängigkeiten nach sich ziehen. Zudem geschehen diese Entwicklungsarbeiten im Austausch mit potenziellen Nutzer:innen sowie dem Feld der Anwendung.
Das Seminar beleuchtet diese sozialen Prozesse der Suche und Schaffung von Verwendungskontexten und Märkten im Technikentwicklungs- und diffusionsprozess radikaler Innovationen. Im ersten Block werden wir uns anhand wirtschaftssoziologischer sowie wirtschaftswissenschaftlicher Literatur mit den Fragestellungen auseinandersetzen, was Märkte sind und wie diese konstruiert bzw. geschaffen werden. Im zweiten Block werden wir uns damit beschäftigen, wie Technologieunternehmen potenzielle Nutzer:innen sowie Nutzungskontexte erforschen und die daraus gewonnen Erkenntnisse in den Entwicklungsprozess einfließen. Drittens diskutieren wir Literatur, die den Wechsel und das Festhalten an Nutzungsvorstellungen thematisieren. Im vierten Block geht es dann um soziale Anpassungsleistungen bei der Implementierung von Technik. Zuletzt werden die Seminarinhalte ins Verhältnis zu Klassikern der soziologischen Innovations- und technikforschung gesetzt.