Sind Sie sich sicher?
Wenige Künstler der Vormoderne polarisieren so stark wie Tintoretto. Hin-und hergerissen zwischen Ablehnung und Bewunderung bezeichnet Vasari Tintoretto als „das schrecklichste Gehirn, das die Malerei je hatte“ und wirft ihm gleichzeitig vor, so nachlässig mit der Malerei umzugehen, als sei sie bloß ein Scherz. Extrem kontrastive, oftmals polemisch zugespitzte Einschätzungen prägen die fortuna critica bin hinein in die aktuelle Tintoretto-Forschung: Feiern ihn die einen als rebellischen Außenseiter, der seine Umgebung mit kühnen künstlerischen Neuerungen verstört, zeichnen die anderen das Bild eines geschmeidigen Marktstrategen, dem jedes Mittel recht ist, um sich und seine Werkstatt dominant zu positionieren. Die einen sehen ihn als glühend frommen Künstler im Dienste der Gegenreformation, die anderen als scharf an den Grenzen des Erlaubten agierenden Häretiker. Wie lassen sich diese Gegensätze zusammendenken? Wir wollen uns in diesem Seminar zwischen politischer, religiöser und kunsttheoretischer Kontextualisierung auf der einen und genauer Bildanalyse auf der anderen Seite exemplarische Wege zu dem ebenso vielschichtigen wie umfangreiche Werk Tintorettos bahnen. Die Standortgebundenheit der eigenen Perspektiven zu reflektieren, wird dabei eine ständige Herausforderung sein.
Dozentin: Astrid Zenkert
Im Seminarraum A072
MA KuWi 1, 3a, 5