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Die Imagination einer ursprünglichen, durch die Kulturentstehung zerstörten Einheit des Menschen mit der Natur, gehört zu den zentralen Mythen abendländischer Zivilisation. Während dieser paradiesische Zustand nach christlicher Auffassung erst im Jenseits wiederzuerlangen ist, stellt der antike Weltaltermythos eine Überwindung der Entzweiung des Menschen mit seiner eigenen und der Ihn umgebenden Natur bereits in dieser Welt in Aussicht. Als sich zu Beginn der Frühen Neuzeit ein neues, dezidiert säkulares Konzept von Herrschaft die Wiederherstellung des Goldenen Zeitalters auf die Fahnen schrieb, wurde der Garten zu einem Leitmedium fürstlicher Repräsentation. Denn der Kommunikations- und Erlebnisraum des Gartens eignet sich wie keine andere Kunstgattung, das Verhältnis von Kunst und Natur, Herrschaft und Freiheit, Geschichte und zyklischer Wiederkehr anschaulich zu verhandeln und die Versöhnung dieser Gegensätze in der ästhetischen Erfahrung aufscheinen zu lassen. Nicht nur die fürstlichen Villengärten des Manierismus und die großen Gartenentwürfe barocker Herrscher, auch scheinbar natürliche Landschaftsgärten und urbane Volksgärten, wie der New Yorker Central Park oder der Landschaftspark Duisburg Nord transportieren und reflektieren dieses Versprechen in Räumen, die sich markant von der Alltagswelt unterscheiden.
Dozentin: Astrid Zenkert
BA KuWI 2, 3, 5; MA KuWi 1, 2, 4