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Die Collection Frits Lugt. Aufbau und Schicksal einer Sammlung
Mittwoch 16-18 Uhr
Prof. Dr. Meike Hopp
Module: BA KulT Kuwi 2,4, Freie Wahl / MA Kuwi 1
Der niederländische Kunsthistoriker, Kunsthändler und Sammler Frits Lugt (1884-1970) ist vor allem durch die Marques des Collections de dessins & d'estampes bekannt, eine seit 1921 zusammengetragene, überaus umfangreiche Kollektion historischer Sammlerstempel und Eigentumsvermerke von künstlerischen Papierarbeiten, die in mehrfach ergänzter und überarbeiteter Fassung heute als Datenbank online zugänglich ist: http://www.marquesdecollections.fr/" target="_blank">http://www.marquesdecollections.fr/. Sie wird betrieben von der 1947 gegründeten Stiftung „Fondation Custodia“ im Hôtel Turgot in Paris, einer Forschungseinrichtung, die auch die Kunstsammlung von Frits Lugt und seiner Ehefrau Jacoba Klever (1888–1969) verwahrt.
Lugt hatte 1917 mit dem systematischen Aufbau der international berühmten Sammlung von mehreren tausend Handzeichnungen, Graphiken, Skizzenbüchern und ca. 50.000 Künstlerbriefen begonnen; zunächst vor allem flämische und holländische Zeichnungen des 16. und 17. Jahrhunderts, später auch Zeichnungen und Graphiken namhafter italienischer, französischer und englischer Meister. Kaum bekannt ist, dass seit dem Zweiten Weltkrieg über einhundert Zeichnungen, Graphiken und Gemälde aus der Sammlung verschollen sind. Lugt hatte die Niederlande gemeinsam mit seiner Frau bereits 1939 in die USA verlassen und den größten Teil der Sammlung vorsorglich in die Schweiz verschicken lassen. Der in Den Haag verbliebene Rest wurde mit dem Inventar des Hauses von Jacoba und Frits Lugt 1941 durch seinen Vermögensverwalter und die „Dienststelle (Kajetan) Mühlmann“ beschlagnahmt. Lugt war nicht jüdisch, galt aber mit dem Eintritt der USA in den Krieg als „Aufenthaltsfeind“.
Das Seminar wird sich im ersten theoretischen Teil vor allem dem Aufbau und der Zusammensetzung der Privatsammlung Lugt, der Geschichte und Bedeutung des Graphiksammelns und dem europäischen Graphikmarkt der 1920er Jahre widmen und gleichzeitig Grundlagen der Provenienzforschung vermitteln. Im zweiten praxisbezogenen Teil des Seminars wird gemeinsam mit Studierenden das Modell eines (digitalen) Verlustkatalogs für die überwiegend niederländischen und flämischen Zeichnungen erarbeitet, wobei insbesondere Fragen der Werkidentifizierung eine Rolle spielen.
Das Seminar wird online stattfinden. Der Zoom-Link wird zu Beginn des Semesters im Seminarraum auf ISIS/Moodle eingestellt.