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Ökonomische Fragestellungen galten lange nicht als Domäne der Soziologie. Während die soziologischen Klassiker – Weber, Simmel, Durkheim – die Wirtschaft in selbstverständlicher Weise als Gegenstand für soziologische Analysen betrachteten, wurde im Zuge des 20. Jahrhunderts eine „Arbeitsteilung“ zwischen Ökonomie und Soziologie eingerichtet. Dabei wurden ökonomische Probleme und ihre Lösung als soziologisches Thema ausgeschlossen und den dafür spezialisierten Wirtschaftswissenschaften überlassen. Seit den 1980er Jahren begann die Soziologie wieder verstärkt, sich wirtschaftsbezogenen Themen zuzuwenden. Insbesondere Mark Granovetter hat mit seiner Rehabilitierung von Michel Polanyis Konzept der Einbettung einen zentralen Beitrag für das Comeback der „Neuen Wirtschaftssoziologie“ geleistet. Heute bietet die Wirtschaftssoziologie eine alternative Perspektive auf ökonomische Zusammenhänge, die im Gegensatz zur Ökonomie als Reflexionswissenschaft der Wirtschaft (Luhmann) die sozialen Bedingungen für wirtschaftliches Handeln und Kommunizieren fokussiert. Die zentrale Fragestellung ist dabei, wie gesellschaftliche Strukturen wirtschaftliches Zusammenhänge ermöglichen und eingrenzen und auf diese Weise einbetten.
In diesem Seminar wird eine Einführung in die zentralen Ansätze der klassischen und neuen Wirtschaftssoziologie angeboten. Neben den klassischen Arbeiten von z. B. Max Weber und Georg Simmel werden aktuelle Ansätze der Neuen Wirtschaftssoziologie wie die Einbettungsperspektive, die Systemtheorie, die Konventionenökonomie und weitere soziologische Perspektiven auf die Wirtschaft vorgestellt und kritisch diskutiert.