Das Bauhaus in Dessau, 1925–1932
PD Dr. Gerrit Walczak
BA KuWi 2, MA KuWi 2, 4
Freitag, 16-18 Uhr + 2 Blockveranstaltungen (s. auch untenstehende Hinweise)
A 072 und vor Ort
In seiner kurzen Existenz markieren die sieben Jahre in Dessau ab 1925 jene Phase modernster Formgebung, die unser Bild des Bauhauses bis heute prägen. Doch das spektakuläre neue Bauhausgebäude beherbergte sowohl die unterfinanzierte, vom schmalen Haushalt der Stadt Dessau abhängige »Hochschule für Gestaltung« als auch die »Bauhaus GmbH«, die das fehlende Geld zu erwirtschaften versuchte. Unter dem Druck, Einkünfte zu generieren, wurden die Lehrwerkstätten auf die Fabrikation von Gebrauchsgegenständen verpflichtet, die zwar nach industrieller Massenproduktion aussahen, tatsächlich aber teures Kunsthandwerk waren, bis endlich die ersten Entwürfe in Lizenz industriell hergestellt wurden. Ähnliches gilt für die Wohnbauten, ob luxuriöse Meisterhäuser oder die verschiedenen Siedlungsbauten im Süden Dessaus, die erst ab dem Moment rentabel waren, da sie kaum mehr nach Bauhaus aussahen.
Im Mittelpunkt des Seminars steht deshalb das Dessauer Bauhaus als Produktionsstätte für Kleinstserien und die längste Zeit nicht einmal besonders erfolgreiches Vertriebsbüro für Industriedesign. Die dahinterstehenden wirtschaftlichen Zwänge gehören ebenso zu den örtlichen Bedingtheiten, in deren Rahmen das Bauhaus in Dessau agierte, wie die Heranziehung für kommunale Bauvorhaben und die Belieferung privater Kunden mit teils maßgefertigtem Mobiliar.
Hinweise:
Das Seminar findet vierzehntägig in Raum A 072 und in Form zweier ganztägiger Blocksitzungen in Dessau (Bauhausgebäude, Meisterhäuser, Bauhausmuseum, Dessau-Törten usw.) statt.
Termine: 25.04., 09.05., 23.05., 06.06., 20.06., 04.07. und ganztags in Dessau voraussichtlich am 16.05. und 13.06.
Zahl der Teilnehmer:innen: max. 15
In diesem Seminar sind ausschließlich kleine Leistungen zu erwerben: Von den Teilnehmer:innen wird die Übernahme eines Kurzreferats an einem der Ortstermine erwartet.
Literatur: Hans M. Wingler, Das Bauhaus, 1919–1933: Weimar, Dessau, Berlin und die Nachfolge in Chicago ab 1937 [1962], Bramsche/Köln 1975; Experiment Bauhaus (Ausst.-Kat. Dessau, Bauhaus), Berlin 1988; Magdalena Droste (Hg.), Bauhaus 1919–1933 [1990], Köln u. a. 2006; Jeannine Fiedler und Peter Feierabend (Hg.), Bauhaus, Köln 1999; Bauhaus-Möbel: Eine Legende wird besichtigt (Ausst.-Kat. Berlin, Bauhaus-Archiv), Berlin 2002; Frederic J. Schwartz, Utopia for Sale: The Bauhaus and Weimar Germany's Consumer Culture, in: Kathleen James-Chakraborty (Hg.), Bauhaus Culture: From Weimar to the Cold War, Minneapolis 2006, S. 115–138; Robin Schuldenfrei, Luxus, Produktion, Reproduktion, in: Anja Baumhoff und Magdalena Droste (Hg.), Mythos Bauhaus, Berlin 2009, S. 71–89; Winfried Nerdinger, Das Bauhaus: Werkstatt der Moderne (C. H. Beck Wissen), München 2018.