Sind Sie sich sicher?
Erschüttert vom Anblick der durch Gewalt und Hunger gezeichneten Körper armenischer Kinder, die in einer Teppichweberei in Damaskus vor sich hindämmerte, fasste Franz Werfel im Jahr 1930 den Entschluss, einen Roman über das Schicksal der vertriebenen und ermordeten Armenier:innen zu schreiben. Eine wichtige Frage dürfte ihn von Beginn an begleitet haben, eine Frage, der sich auch seine Schriftstellerkollegen Edgar Hilsenrath und Doğan Akhanlı stellen mussten: Wie über dieses Leid, dieses Grauen schreiben? Diese Frage ist auch für uns von zentraler Bedeutung: Wie über einen (anderen) Völkermord schreiben? Ihr werden auch wir uns in diesem interdisziplinären Seminar auf verschiedenen Wegen näher: literaturwissenschaftlich, historisch sowie biographisch (Werfel, Hilsenrath, Akhanli). Studierende, die sich für dieses Seminar interessieren, sollten die Bereitschaft mitbringen, viel zu lesen.
Literatur:
Franz Werfel: Die vierzig Tage des Musa Dagh, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997.
Edgar Hilsenrath: Das Märchen vom letzten Gedanken, dtv Verlag, München 2006.
Doğan Akhanlı: Die Richter des Jüngsten Gerichts (Türkischer Originaltitel: Kıyamet Günü Yargıçları), aus dem Türkischen übersetzt von Hülya Engin, Kitab Verlag, Klagenfurt 2007.