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Im Zusammenhang mit den Debatten über einen “neuen Antisemitismus” wird auch die Rolle der politischen Linken seit den frühen 1970er Jahren kritisch diskutiert. Auf gegenwärtige Phänomene wie Antizionismus, Globalisierungskritik etc. fixiert, mangelt es den zuweilen polemisch geführten Debatten an historischer Tiefenschärfe, mit der die Ambivalenz der politischen Linken in Bezug auf die „Judenfrage“ besser eingeordnet werden kann. Denn einerseits war die politische Linke seit der Französischen Revolution die politische Kraft, die den Emanzipationsgedanken am stärksten verkörperte und schließlich auch verteidigte, andererseits existierten schon seit dem Frühsozialismus linke Randgruppen, deren Kapitalismuskritik von antisemitischen Tropen durchsetzt war.
In diesem Seminar werden wir, europäisch vergleichend und die jeweilig spezifischen nationalen Kontexte sozialer Transformationen berücksichtigend, in sondenartigen Tiefenbohrungen die sich wandelnden Positionen unterschiedlicher linker Bewegungen in Bezug auf Antisemitismus ebenso behandeln wie mal offene, mal verdeckte antisemitische Weltdeutungen seitens linker Gruppierungen in den Blick nehmen.
Mit dem historischen Zugriff, so die Erwartung, lässt sich besser begreifen, was in den gegenwärtigen Debatten über „linken Antisemitismus“ eigentlich auf dem Spiel steht und lassen sich Kontinuitäten und Brüche linker Traditionen in Bezug auf Antisemitismus genauer identifizieren.
Die im Seminar zu behandelnden Themen sowie die entsprechende Forschungsliteratur sind ab April auf der Kurswebsite (ISIS) abrufbar.