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Als „privat“ werden viele Dinge bezeichnet, von den eigenen Gedanken („privacy of the mind“), Entscheidungen („das ist meine Privatangelegenheit“) und Körperregionen („private parts“) bis hin zu Räumen („Privatwohnung“), institutionellen Bereichen („Privatsphäre“, aber auch: „Privatökonomie“) – und Informationen. Das Seminar wird sich auf die letztere Dimension, „privacy“ bzw. informationelle Privatheit fokussieren. „Privacy“ wird nicht nur seit einigen Jahrzehnten im Zusammenhang mit Informationstechnologie (z.B. Datenbanken), Überwachung („surveillance society“, NSA-Überwachungsaffäre etc.) und Digitalisierungsprozessen intensiv diskutiert, sondern gilt auch als jene Privatheitsdimension, die alle anderen in Mitleidenschaft zieht (Koops et al. 2017): Informationen ermöglichen Wissen auch über Sachverhalten, die Akteur:innen und Kollektiven (z.B. Patient:innen-Selbsthilfegruppen) als privat gelten (private Ansichten, Entscheidungen, Körperzustände etc.). Während „privacy“ demgegenüber als Modus der Regulierung von Informationsflüssen gelten kann, lassen sich die zeithistorisch sich wandelnden Typen informationeller Privatheit soziologisch nur verstehen, wenn der soziotechnische Kontext ihrer Entstehung in Rechnung gestellt wird. Im Seminar wird deshalb ein weiter Bogen gespannt: von klassischen soziologischen Arbeiten zum Thema, die „unter analogen Bedingungen“ entstanden, über jene Konzeptionen, die den geänderten informationstechnischen Sozialkontext reflektieren, bis hin zu aktuellen privatheitstheoretischen Auseinandersetzungen mit data analytics und Künstlicher Intelligenz bzw. Machine Learning.