Veranstaltung

LV-Nummer 3132 L 504
Gesamt-Lehrleistung 45,33 UE
Semester WiSe 2024/25
Veranstaltungsformat LV / Seminar
Gruppe
Organisationseinheiten Technische Universität Berlin
Fakultät I
↳     Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik
↳         31321100 FG Kunstgeschichte der Vormoderne mit dem Schwerpunkt Materialität
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Label
Ansprechpartner*innen
Schüler, Stephanie
Verantwortliche
Sprache Deutsch

Termine (2)


Mi. 16.10 - 18.12.24, wöchentlich, Mi. 08.01 - 12.02.25, wöchentlich, 14:00 - 16:00

Charlottenburg
,
A 072

Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik , 31321100 FG Kunstgeschichte der Vormoderne mit dem Schwerpunkt Materialität

42,67 UE
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Fr. 14.02.25, 16:00 - 18:00

Charlottenburg
,
A 072

Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik , 31321100 FG Kunstgeschichte der Vormoderne mit dem Schwerpunkt Materialität

2,67 UE
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Legende
08:00
09:00
10:00
11:00
12:00
13:00
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17:00
Mo.
Di.
Mi.
Auf Reisen – Pilgerzeichen im späten Mittelalter
Charlottenburg, A 072
Schüler, Stephanie
Do.
Fr.
Auf Reisen – Pilgerzeichen im späten Mittelalter
Charlottenburg, A 072
Schüler, Stephanie
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SE Auf Reisen – Pilgerzeichen im späten Mittelalter


Stephanie Schüler M. A.

 

BA + MA

BA-KulT KuWi 2, BA-KulT KuWi 5, MA-KuWi 1, MA-KuWi 7a

 

Mittwoch 14:00 -16.00 Uhr

A 072

 

An Hutkrempe, Mantelsaum oder Wanderstab sind sie zu sehen: kleine Abzeichen, die die Pilger:innen im Mittelalter als Ausweis ihrer Reise mit sich trugen und stolz präsentierten. Diese Pilgerzeichen, zumeist zierliche, im Metallgussverfahren hergestellte Marken, wurden seit der Mitte des 12. Jh. an den meisten westeuropäischen Wallfahrtsorten verkauft. Ihre Gestaltung nahm häufig konkreten Bezug auf die verehrten Heiligen oder die Kultobjekte des jeweiligen Wallfahrtsortes. Zahlreiche Pilgerzeichen sind heute als materielle Funde, Abgüsse auf Glocken oder in bildlichen Darstellungen überliefert. Neben Münzen und Siegeln stellen sie eines der frühesten bildlichen Massenmedien dar. Über ihren Zweck als Bestandteil der Pilgertracht hinaus, konnten Sie außerdem eine Reihe von weiteren Funktionen erfüllen, u. a. als Reisesouvenir, Andachtsmedium, Talisman oder sogar als Werbemittel, denn die Wallfahrtsorte gewannen häufig einen nicht unerheblichen Teil ihrer Finanzierung aus dem Verkauf der Abzeichen. 

 

Das Seminar möchte die vielfältigen Funktionen der Pilgerzeichen ergründen, in die Typologie und Systematik dieses Mediums einführen und sein Potenzial für die (kunst)historische Forschung reflektieren. Anhand der archäologischen und bildlichen Funde können Informationen über die Mobilität von Menschen im Mittelalter und der frühen Neuzeit, über Verkehrsrouten sowie geografische Verbreitungsräume und zeitliche Konjunkturen einzelner Wallfahrten gewonnen werden, denn jeder Fund abseits des Ausgabeortes einer Pilgermarke kennzeichnet eine zurückgelegte Reise. Ein Projekt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, den Bestand überlieferter Abzeichen digital zu erschließen und über Kartenvisualisierungen der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, ist die Pilgerzeichendatenbank. Gemeinsam wollen wir das Projekt, seine Genese und Dokumentationsmethoden kennenlernen. Ziel des Seminars soll ferner das Erarbeiten eigener Einträge für die Datenbank sein; gegebenenfalls können die Ergebnisse außerdem durch eine kleine Plakatausstellung innerhalb der Universität publik gemacht werden. 

Neben der Beschäftigung mit den Pilgerzeichen sollen uns außerdem weitere Zeugnisse einstiger Wallfahrtsorte, darunter Reliquien und Reliquiare, Altargemälde, Votivgaben und weitere Hinterlassenschaften der Pilger:innen und Stifter:innen zu einem besseren Verständnis des komplexen Wallfahrtswesens und der mittelalterlichen Vorstellungen christlicher Frömmigkeit verhelfen.

 

Einige Unterrichtseinheiten werden vor Ort in Berliner Museen als Doppelsitzungen stattfinden. Die Teilnahme ist daher auf 15 Plätze beschränkt. Diese Termine werden in Absprache mit den Studierenden zu Beginn des Semesters festgelegt. Bitte berücksichtigen Sie diesen Umstand bei der Planung Ihrer Lehrveranstaltungen. Die Kursanmeldung erfolgt per ISIS, alle Informationen hierzu erscheinen in Kürze auf der Webseite des Instituts unter der Rubrik „Aktuelles“.


Einführende Literatur


Klaus Herbers u. a. (Hrsg.): Pilgerzeichen. “Pilgerstraßen” (= Jakobus-Studien, Bd. 20), Tübingen 2013.

Kurt Köster: Mittelalterliche Pilgerzeichen, in: Lenz Kriss-Rettenbeck u. a. (Hrsg.): Wallfahrt kennt keine Grenzen. Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins, München, München u. a. 1984, S. 203–225.

Hartmut Kühne u. a. (Hrsg.): Das Zeichen am Hut im Mittelalter. Europäische Reisemarkierungen. Symposion in memoriam Kurt Köster (1912–1986) und Katalog der Pilgerzeichen im Kunstgewerbemuseum und im Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin (= Europäische Wallfahrtsstudien, Bd. 4 / Schriftenreihe des Museums Europäischer Kulturen, Bd. 5), Frankfurt am Main u. a. 2008.

 

Hartmut Kühne u. a. (Hrsg.): Pilgerspuren. Von Lüneburg bis an das Ende der Welt. Wege in den Himmel (= Pilgerspuren – Orte, Wege, Zeichen), Ausst.-Kat., Museum Lüneburg und Museum Schwedenspeicher in Stade 2020, Petersberg 2020, Kap. 1.8 Pilgerzeichen, S. 89–94.

 

Verbundzentrale des GBV (VZG): Die Pilgerzeichendatenbank, https://pilgerzeichen.de/.

 

Annette Scherer: Mehr als nur Andenken. Spätmittelalterliche Pilgerzeichen und ihre private Verwendung, in: Ulrich Großmann u. a. (Hrsg.): Spiegel der Seligkeit. Privates Bild und Frömmigkeit im Spätmittelalter, Ausst.-Kat., Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg 2000, 2. Aufl., Nürnberg 2000 (1. Aufl. 2000), S. 131–136.