Veranstaltung

LV-Nummer 3131 L 012
Beschreibung
Gesamt-Lehrleistung 34,67 UE
Semester SoSe 2023
Veranstaltungsformat LV / Seminar
Gruppe
Organisationseinheiten Technische Universität Berlin
Fakultät I
↳     Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte
↳         31311900 FG Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft
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Label
Ansprechpartner*innen
Wildgruber, Gerald
Verantwortliche
Wildgruber, Gerald
Sprache Deutsch

Termine (2)


12:00 - 14:00, Do., Do. 20.04, 27.04.23, 04.05.23, 11.05.23, 25.05.23, 01.06.23, 08.06.23, 15.06.23, 22.06.23, 06.07.23, 13.07.23, 20.07.23

(
Charlottenburg
)

Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, 31311900 FG Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft

32,00 UE
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Do. 29.06.23, 12:00 - 14:00

(
Charlottenburg
)

Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, 31311900 FG Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur und Wissenschaft

2,67 UE
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Legende
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Do.
Emily Dickinson
H 2051 (Charlottenburg)
Emily Dickinson
H 3002 (Charlottenburg)
Emily Dickinson
H 3002 (Charlottenburg)
Emily Dickinson
H 3002 (Charlottenburg)
Emily Dickinson
H 3002 (Charlottenburg)
Fr.
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Wildgruber, Gerald

LV-Nr.: 3131 L 012

BA-KulT IS 4

MA-TGWT LW 2, 3

Freie Wahl 

SE                             Emily Dickinson

Do. 12-14

Raum BH-N 333

Anmeldung über ISIS

Beginn: 20.04.2023

 

Die Amerikanerin Emily Dickinson (1830—1886), seit Mitte ihres Lebens in immer radikalerer Zurückgezogenheit in Amherst, Massachusetts lebend und ihren Nachbarn mehr als sonderbare Gärtnerin bekannt, die letzten Jahrzehnte ihr Schlafzimmer kaum mehr verlassend und nur noch indirekt mit der Außenwelt verkehrend, hinterließ nach ihrem frühen Tod ein in seinem Umfang selbst nahen Angehörigen vollkommen unerwartetes, zur Gänze unpubliziertes Werk von 1789 Gedichten, die sie aber für die Nachwelt als die bedeutendste Lyrikerin der englischsprachigen Literatur erwies. Thematisch herrschen solche Fragen vor, mit denen sich menschliches Denken und Fühlen konfrontiert sieht, sobald alltägliches, eheliches, berufliches und anderweitig institutionelles Eingebundensein fehlen und die Langeweile (ennui) ihre Herrschaft antritt, eine Kondition, die im Kontext der Zeit, vor allem Frauen betraf. Verhältnis von Mensch und Gott, auch zum Blasphemischen sich hinneigend, die Sorge um die Seele, das Jenseits, das Diesseits der Natur und vor allem auch die Wissenschaften der Natur, teils ererbt aus der umgebenden religiös-metaphysischen Stimmung im Nord-Amerika der Zeit. Dickinson ist Zeugin auch des ersten modernen Kriegs und seiner technisierten Entfesselung von Gewalt. All dies aber wird mit der vollkommensten Lakonik und fast Armut der Sprache behandelt, mit sich iterierenden einfachen Formen, Vierzeiler mit merkwürdigen Assonanzen, die an die Stelle von Reimen treten, und die dennoch in ihrer Ironie, Eliptik und ungewöhnlichen Syntax eine befremdliche erschwerte Form produzieren, die dem Verständnis oft große Probleme bereitet. Grundzug ist die rauhe Fügung, Blockbildung, die Unterbrechung des Leseflusses. Von Bedeutung ist auch die handschriftliche Evidenz der Texte. Vergleichbar ist vielleicht der späteste Hölderlin. Es entstehen Verse so verschieden wie: The Mushroom is the Elf of Plants oder Be mine the Doom — / Sufficient Fame — / To perish in Her Hand, oder Is Heaven an Exchequer? / They speak of what we owe – / But that negotiation / I’m not a Party to –, oder Had we our senses / But perhaps ’tis well they’re not at Home / So intimate with Madness / He’s liable with them. Ein Leben wie die Figuren aus Becketts Romanen aber als Frau, und damit zugleich die Frage berührend, ob es „weibliches“ Schreiben gibt oder ob anders die Geschlechterdifferenz in der dichterischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit der Sprache ruiniert wird. — Grundlage des Seminars bilden ausschließlich die englischen Originaltexte, mit Ausnahme der zehn Texte von Emily Dickinson, die Paul Celan übersetzt hat, Übersetzungen, deren Auswahl und dichterisches Verfahren interessant ist. Arbeit am Wortlaut der Originale im Sinne eigener Übersetzung bildet aber einen integralen Bestandteil des Seminars. Es dient auch der Einübung des Lesens von Gedichten. — Grundlage ist die Textausgabe The Poems of Emily Dickinson. Variorum Edition, hg. v. R.W. Franklin, The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge 1998, bzw. Taschenbuchausgaben, die auf der Textkonstruktion von Franklin beruhen.