Veranstaltung

LV-Nummer 3135 L 2310
Beschreibung
Gesamt-Lehrleistung 28,00 UE
Semester SoSe 2023
Veranstaltungsformat LV / Seminar
Gruppe Klima, Krise und Konflikt. Zum Umweltdiskurs (Ökolinguistik und Ecocriticism)
Kleingruppe Nein
Darf parallel stattfinden innerhalb der Veranstaltungsvorlage Ja
Organisationseinheiten Technische Universität Berlin
Fakultät I
↳     Institut für Sprache und Kommunikation
↳         31351800 FG Allgemeine Linguistik
URLs
Label
Ansprechpartner*innen
Hembd, Johanna Marieke
Verantwortliche
Hess-Lüttich, Ernest
Sprache Deutsch

Termine (1)


16:00 - 17:30, Mi. 19.04 - 19.07.23, wöchentlich

(
Charlottenburg
)

31351800 FG Allgemeine Linguistik

28,00 UE
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Legende
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Mo.
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Funktionale Anwendung in Werbesprache / Politik / Öffentlichkeitsarbeit (Seminar)
Klima, Krise und Konflikt. Zum Umweltdiskurs (Ökolinguistik und Ecocriticism)
MAR 0.013 (Charlottenburg)
Hess-Lüttich, Ernest
Do.
Fr.
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·        Hess-Lüttich. BA/MA: Krisen, Kriege und Konflikte. Zum Umweltdiskurs multipler Katastrophen

·        Modulzuweisung: BA FW 8-13; MA SK 8; MA FW 18a

·        Link zu ISIS

·        LV-Nr.: 3135 L 2310

·        Kontakt: hess-luettich@campus.tu-berlin.de

Wie gut sind wir darauf vorbereitet, dass gleich zwei oder mehr Katastrophen gleichzeitig stattfinden, sich überlagern oder gegenseitig in ihren Folgen verstärken? In der Geschichte sind solche kumulativen Katastrophen immer wieder vorgekommen, man denke etwa historisch an das "andere Zeitalter" Justinians (525-567) mit Pest-Seuche, Erdbeben, Vulkanausbruch, Feuersbrunst und Hungersnot (cf. Meier 2003); aktuell an die Akkumulation katastrophaler Ereignis-se in Afrika oder Südostasien mit der Kombination von Dürren (bzw. Überschwemmungen), Pandemie, Heuschre-ckenplage und Hunger; an die Kettenreaktion von Erdbeben, Tsunami, Ausfall der Kühlsysteme und Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima; an die Kombination von Wasser-, Energie-, Migrations- und Gesundheitskrise in Süd-afrika; an den russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine mit den Konsequenzen nicht nur für das Opfer des Überfalls, sondern darüber hinaus für die Welternährung, Energieversorgung, Lieferketten usw. Bei solchen Krisen-Clustern haben wir es mit globalen Strukturproblemen der Gegenwart zu tun, die zugleich den Alltag eines jeden ein-zelnen betreffen. Solche sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich wirksamen Schlüsselprobleme sind 'epo-chaltypisch' im Sinne Wolfgang Klafkis, insofern es sich dabei "um einen in die Zukunft hinein wandelbaren Problem-kanon handelt", der unsere Lebenswirklichkeit und unser soziales Handeln nachhaltig zu verändern das Potential hat (Klafki 1996: 60). Sie sind global, insofern sie die (technisch, ökonomisch, sozial) komplex vernetzten Gesellschaften insgesamt betreffen; sie sind interdisziplinär, insofern sie nur aus der Pluralität der Perspektiven verschiedener Fach-gebiete zu verstehen und zu erforschen sind; sie sind ethisch, insofern sie Maximen verantwortlichen Handelns be-stimmen (cf. Hess-Lüttich 2021).

Bei multiplen Krisen ist diskurstheoretisch zudem die politische Dimension ihrer regionalen, nationalen und inter-nationalen Konsequenzen im Auge zu behalten. Die Debatten darüber, ob demokratische Regierungen oder autoritäre und diktatorische Regime besser mit solchen Krisen-Clustern fertig werden, sind längst eröffnet. Sind die demokrati-schen Strukturen in Situationen divergierender Interessenlagen und gesellschaftlicher Konfliktpotentiale hinreichend robust, wenn Kontaktbeschränkungen über Monate aufrechterhalten werden müssen, wenn Sozialsysteme kollabie-ren, Ersparnisse dahinschmelzen, Arbeitsplätze verloren gehen, militärische Gefahren von außen drohen? Gebiert die eine Krise die nächste und mündet die Kombination beider in die dritte? Drohen dann politische Verwerfungen wie in den 20'er Jahren des letzten Jahrhunderts? Die intensive Debatte darüber prägt den aktuellen Diskurs auch im deutschsprachigen Raum und bedarf der begleitenden linguistischen Analyse. Aber auch zeitgenössische Autoren als sensible Seismographen ihrer Zeit reflektieren sie in ihren Essays und literarischen Texten. Das Seminar soll anhand des gemeinsamen Gegenstands der Krisenkommunikation beide Teildisziplinen der Germanistik verbinden.

o   Beck, Ulrich 2022 [11986]: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt/Main: Suhrkamp

o   Dürbeck, Gabriele, Simon Probst & Christoph Schaub (eds.) 2021: Anthropozäne Literatur (Environmental Humanities 1), Berlin: Metzler/Springer

o   Gabriel, Marcel 2020: Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert, Berlin: Ullstein

o   Hess-Lüttich, Ernest W.B. 2021: "Dürfen wir (immer, alles), was wir können? Für eine Diskursethik der Ingenieurwissenschaf-ten", in: Uta Breuer & Dieter D. Genske (eds.) 2021: Ethik für Ingenieure, Heidelberg: Springer, 51-77

o   Klafki, Wolfgang 1996: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik, Weinheim: Beltz

o   Klüger, Ruth 1997: Katastrophen. Über deutsche Literatur, München: dtv