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Mit und seit der Aufklärung wird die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Juden Staats/Bürger werden ‚können‘, europaweit neu diskutiert. Das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden in den einzelnen Gesellschaften war eng verbunden mit den sich jetzt entwickelnden Vorstellungen von Staat und Nation. Auf dem Gebiet von Preußen und Deutschland währte die Debatte über die „bürgerlichen Verbesserung“ bis 1871, als sie unter neuen Vorzeichen wieder aufgenommen wurde. Die Forschung geht davon aus, dass die lange Dauer und vielen Wiederaufnahmen der Debatte ein Bewusstsein für eine „Judenfrage“ mit geschaffen und dem Antisemitismus Vorschub geleistet haben. Wir analysieren und diskutieren diskursive Schwerpunkte der Debatte in ihrer Vielstimmigkeit und den Medien, die diese Diskurse jeweils bespielten, vom Briefwechsel zur Theater zur Presse, zu Tischreden, Petitionen und Pamphleten. Ein Schwerpunkt liegt auf den weniger erforschten jüdischen Stimmen und einer kritischen Analyse historischer Begrifflichkeiten.
Literatur:
Rainer Erb, Werner Bergmann. Die Nachtseite der Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in Deutschland 1780-1860, Berlin 1989
Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen. Der lange Weg der Juden zu „Einländern“ und „preußischen Staatsbürgern“. Hg. von Irene A. Diekmann, Berlin/Boston 2013
Julius Moses: Die Lösung der Judenfrage: Eine Rundfrage von Julius Moses im Jahre 1907. Hg. von Astrid Blome, Bremen 2010