Historismus: Architektur zwischen Tradition und Moderne (LV / Seminar)

Mit dem Begriff des Historismus, der in der Architekturgeschichte 1929 in Wasmuths Lexikon der Baukunst zur Charakterisierung der Bauperiode zwischen Klassizismus und Jugendstil begegnet, verbindet sich die Verwendung historischer Stile ebenso wie der Stilpluralismus. Damit entstanden die sogenannten Neo-Stile wie „Neugotik“, „Neuromanik“, „Neo-Renaissance“, „Neubarock“ und „Neo-Klassizismus“, die der Architekturkritiker Adolf Behne, als „konservierte“ Stile bezeichnete.

Das Seminar untersucht die Beweggründe für die bewusst gewählten Rückgriffe in der Architektur des späteren 19. und des frühen 20. Jahrhunderts sowie die Art und Weise der Anwendung historischen Formvokabulars und deren Bedeutung in der Entwicklung neuer Bauaufgaben wie beispielsweise Bahnhöfe, Fabriken oder auch Hochhäuser. Zugleich richtet sich der Blick auf die verwendeten Materialien, die – im Gegensatz zu den gewählten Formen – nicht selten zeitgemäß, ja: modern waren.

Im Zentrum des Seminars steht der Zeitraum zwischen 1870 und 1918. Doch dieser ist nicht voraussetzungslos, so dass auch der Weg dorthin in den Blick genommen werden wird: Zu denken ist an den Aufsatz von Heinrich Hübsch „In welchem Stile wollen wir bauen“ (1828).

BA KuWi 3, FW

Literatur zur Vorbereitung:

Michael Brix/Monika Steinhauser (Hrsg.), „Geschichte allein ist zeitgemäss“. Historismus in Deutschland, Gießen 1978.

Annette Wittkau-Horgby, Historismus, Göttingen 1992 (URL: https://download.digitale-sammlungen.de/pdf/16579863576869bsb00044463.pdf)

Hermann Fillitz, Der Traum vom Glück. Die Kunst des Historismus in Europa (2 Bde), Wien 1997.

Seminarraum A072