Sind Sie sich sicher?
Lehmann, Tobias
Wissenschaftliches Wissen und erst recht die Produktion neuen Wissens ist stets mit Unsicherheit behaftet. Neues Wissen muss sich gegen altes durchsetzen, altes gegen neues – und jede Forschung läuft Gefahr, keine oder aber andere als die erhofften Ergebnisse zu produzieren. Auch vermeintlichen Erfolgen ist das zustimmende Urteil anderer noch lange nicht garantiert. Die Möglichkeit des „Scheiterns“ von Theorien, Hypothesen und Methoden ist ein ständiger Begleiter wissenschaftlichen Arbeitens – wird wissenschaftstheoretisch zuweilen idealisiert, von Evaluationsmechanismen tendenziell bestraft und in der Praxis verborgen, bestritten oder vorausschauend vermieden. Wissenschaftliche Reputation kommt aber nur denjenigen zuteil, die Neues leisten. Sie können sich dem Risiko konstitutiver Unsicherheit nicht entziehen.
Wie also navigieren Forschende diese Unsicherheiten in ihrem Forschungsalltag? Auf welche Weise wird über epistemischen Erfolg respektive Scheitern befunden? Wie werden Konflikte um konkurrierende Wissensansprüche ausgetragen? Und lässt sich „aus dem Scheitern lernen“?
Wir diskutieren diesen Problemkomplex aus wissenschaftssoziologischer Perspektive, mit Ausflügen in die Geschichte und Philosophie der Wissenschaft. Behandelt werden klassische Positionen als auch jüngere Diskussionen, etwa im Umfeld der sogenannten „Replikationskrise“ in den Wissenschaften. Kenntnisse der Soziologie werden nicht vorausgesetzt.