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Vom Lager zum Wohnort. Die Moosburg Neustadt und das Kriegsgefangenenlager Stalag VII
In der nordöstlich von München gelegenen Kleinstadt Moosburg entstand ab 1939 mit dem sogenannten Stalag VII A das größte Kriegsgefangenenlager des damaligen deutschen Reichs mit ca. 80.000 Kriegsgefangenen. Nachdem das Lager nach dem Krieg zunächst als „Civilian Internment Camp no. 6“ unter amerikanischer Organisation zur Internierung von bis zu 12.000 potenziellen deutschen Kriegsverbrechern genutzt wurde, ging es 1948 in den Besitz des bayerischen Staats über und diente fortan zur Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten. Die ehemaligen Baracken wurden zu Wohn- und Produktionszwecken umgenutzt, ab 1950 firmierte das ehemalige Lager so unter seinem neuen Namen Moosburg Neustadt. Ab den 60er-Jahren wurden mit steigendem wirtschaftlichem Aufschwung immer mehr Baracken abgerissen, vieles blieb jedoch auch, so dass sich sowohl Reste ehemaliger Bauten, als auch strukturelle Elemente wie das Wegenetz des ehemaligen Lagers bis heute im Stadtraum finden. Diese Spuren wurden jedoch bisher nicht umfassend untersucht und dokumentiert, auch ein stadträumliches Erinnerungskonzept zur Vermittlung dieses auf verschiedenen Ebenen unbequemen Erbes existiert nicht. Eine besondere Aktualität bezieht das Thema aus aktuellen Debatten, die sich um Erhalt und Abriss der letzten noch in ihrer ursprünglichen Form bestehenden Baracken drehen.
In Kooperation mit Akteur*innen vor Ort ist es Ziel des Projektes, die heutige Moosburger Neustadt in ihren unterschiedlichen Zeitschichten als vielschichtiges Erbe zu begreifen, zu dokumentieren und Wege für eine Vermittlung aufzuzeigen. Kern des Projektes bildet eine einwöchige Exkursion nach Moosburg vom 28.11.-02.12. mit Übernachtung in einem einfachen Gästehaus vor Ort. Die Teilnahme an der Exkursion verpflichtend.