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Was als Gewalt gilt, ist stets umstritten. Das Spektrum reicht dabei von einer engen Definition, die auf körperliche Verletzung abzielt, bis hin zu einem weit gefassten Konzept, das auch strukturelle und langsame Formen der Gewalt umfasst. Eine allgemeingültige Definition ist daher umstritten, und die Position zum Gewaltbegriff selbst trägt sowohl eine theoretische als auch eine politische Dimension. Gewalt wurde lange Zeit als blinder Fleck der Soziologie betrachtet. Sie tritt jedoch in klassischen soziologischen Theorien sowohl als Problem als auch als Grundlage sozialer Ordnung auf. Mit der "neuen Soziologie der Gewalt" der 1990er Jahre fand im deutschsprachigen Diskurs eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Gewalt selbst statt, insbesondere mit der Beziehung zwischen den Ausführenden und den Betroffenen. Eine zweite Wendung erfuhr das Feld mit der neuen Mikrosoziologie der Gewalt, in der Randall Collins als zentraler Bezugspunkt gilt. Hier wurde die situationistische Erklärung von Gewalt systematisch ausgearbeitet.
Das Seminar wird sich vor dem Hintergrund dieser Debatten sowohl mit klassischen als auch mit neueren Ansätzen der situationsbezogenen Gewaltsoziologie befassen und das Themenfeld zugänglich machen. Im Fokus stehen insbesondere die theoretischen Ansätze, die Gewalt in ihrer zeitlichen, körperlichen und situativen Entfaltung betrachten sowie Gewalt als Interaktion in konkreten Situationen und darüber hinaus empirisch untersuchen.
Hinweis: Wie der Text verdeutlicht, ist Gewalt das zentrale Thema des Seminars. Daher werden wir uns nicht umhin lassen, uns mit diesem komplexen und belastenden Thema auseinanderzusetzen. Dabei achten wir selbstverständlich auf einen sensiblen Umgang mit Darstellungen und Schilderungen in der Literatur sowie in Bezug auf empirische Situationen.
Das Seminar richtet sich an Masterstudierende, sowie an fortgeschrittene Bachelorstudierende mit Theoriekenntnissen (ab 4. Semester).
Modul: Kommunikation und Gesellschaft, 6 LP, Portfolioprüfung (Textlektüre, Referat, Essay, Seminarbeteiligung). Details werden im Kurs bekanntgegeben.