Lehrinhalte
Fast jeder hat zu Energie, ihrer Erzeugung und Verwertung eine Meinung und damit auch ein Alltagswissen. Dies wird aktuell in der Art und Weise deutlich, wie die Diskussion über künftige Technologien von Fahrzeugantrieben diskutiert werden. Das Vertrauen auf Alltagswissen hat für den Entscheider in Wirtschaft und Politik vor allem den praktischen Vorteil, die Komplexität des Alltags leichter bewältigen zu können. Gerade in Technologiefragen neigt das Alltagswissen zu alternativlosen Lösungen. Ein Blick in die Technikgeschichte lehrt uns, dass sich nicht immer die besten Lösungen durchgesetzt haben.
Die Alternative für Intuition und augenscheinliche Richtigkeit der allgemeinen Lebenserfahrung ist das wissenschaftliche Wissen. Nicht zuletzt, weil es im Angesicht einer unsicheren Zukunft um hochkomplexe Probleme und kontingente Entscheidungen geht, ist das Einlassen auf Wissenschaft und damit auf Vieldeutigkeit anstrengend. Auch ist der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis fraglich.
Lässt man sich aber auf wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen ein, muss man die Vielfältigkeit und Vieldeutigkeit aushalten. René Decartes’ Diktum »Dubito, ergo cogito« (Ich zweifele, also denke ich) ist dafür leitend. Für die moderne Wissenschaft und ihre Expertise lässt sich bis heute das Ziel ableiten, Unwahrheiten aufzudecken bzw. vermeintlich gültige Annahmen in Frage zu stellen. Dies ist das Programm des ausdrücklich transdisziplinären Seminars, in dem u. a. Antworten gesucht werden auf folgende Fragen:
• Welche technischen Lösungen der Energiegewinnung, -speicherung und -wandlung gibt es?
• Welche Bedeutung hat technische Energie in unserer Gesellschaft?
• Wie unterscheiden sich Anforderungen verschiedener Bereiche (Verkehr (Straße, Wasser, Luft), Haushalt, Industrie, Landwirtschaft)?
• Wie entsteht Innovation und wie ist das Zusammenspiel aus Technik und Kommunikation?
• Lässt sich der Reifegrad von Technologien zur Energiewandlung in Fahrzeugantrieben verlässlich, systematisch und ganzheitlich beschreiben?
• Warum ist die Zukunft der Energieversorgung unsicher und wie lässt sie sich trotzdem beschreiben?
• Was heißt Risiko und welche Risiken gibt es im Zusammenhang mit Technologieentscheidungen?
• Was sind Mechanismen des Protests, der Technikfeindschaft und der Ökologiebewegung und wie ist deren Einfluß auf Techniktrends
• Wie funktioniert öffentliche Meinung über Technik?
• Fließt mehr Energie durch die Energiepolitik als durch ihre realen Problemfelder? Welche Interdependenzen gibt es zwischen Politik und Technik?
• Wie werden Energie und Antrieb in anderen wissenschaftlichen Disziplinen begriffen? (Medizin, Psychologie, Biologie, Philosophie, Theologie, Anthropologie, Soziologie, Ökonomie, Literaturwissenschaft etc.)?
• Wie unvermeidlich bzw. fruchtbar sind die Geisteswissenschaften für die Ingenieurwissenschaften?