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Städte sind nicht nur geprägt von ihrer städtebaulichen Struktur, ihren Gebäuden oder den Menschen, die sich in ihnen bewegen. Eine wichtige Rolle spielen Orte, an denen sich Erinnerungen manifestieren. Den Begriff des Erinnerungsortes (Lieux de Mémoire) prägte maßgebend der Historiker Pierre Nora. Die grundlegende Idee ist, dass bestimmte Orte für das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe prägend sind. Über solche Orte lässt sich also herausfinden, was für eine Stadt, ihre Institutionen und verschiedenen Akteursgruppen wichtig ist, erinnert zu werden; das heißt als kulturelles Erbe in der Gegenwart wahrgenommen zu werden.
Erinnerungsorte können ganz unterschiedlich markiert sein, beispielsweise über Plaketten, Gedenktafeln, Statuen, um nur einige zu nennen. In einer ersten Annäherung an das Thema werden die Studierenden daher zunächst Kieze in Berlin erkunden, um einen Überblick über die verschiedenen Ausprägungen von Erinnerungsorten zu erlangen. Im Seminar wird diese erste praktische Annäherung mit einer theoretischen Einarbeitung in das Thema Erinnerungsorte durch Textdiskussionen und Kurzreferate begleitet. Es werden Kriterien entwickelt mit denen Objektgruppen bestimmt werden können. Im Laufe des Semesters finden sich die Studierenden dann in thematischen Gruppen zusammen, in denen jeweils eine spezifische Ausprägung von Erinnerungsorten als Fallbeispiel vertiefend untersucht wird. Die Bearbeitung der Themen erfolgt über Literaturrecherchen, Ortsbegehungen, evtl. Befragungen.
Allgemein steht die Beantwortung folgender Fragen im Fokus: Was wird erinnert? Wer erinnert? Wo wird erinnert?
Im zweiten Teil des Seminars im Sommersemester wird die Ausarbeitung der Ergebnisse in den Blick genommen. Ein möglicher Fokus wird auf dem Erstellen von Karten liegen, die zur Visualisierung der Ergebnisse dienen. Inhaltlich wird das Thema in dieser zweiten Seminarhälfte in Hinblick auf Fragen der stadträumlichen Analyse der Erinnerungsorte vertieft: Was ist die städtebauliche Struktur, in die der Ort eingebettet ist? Welche Sichtachsen und Blickbeziehungen gibt es? Wie ist der Ort zugänglich? – Welche Rolle spielen die Erinnerungsorte also im / für den Stadtraum? Die Entwicklung von Vermittlungskonzepten zu den Fallbeispielen bietet eine zusätzliche inhaltliche Vertiefung. Geplant ist darüber hinaus die Exkursion in eine weitere europäische Großstadt mit der Erkundung ihrer Erinnerungsorte.