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Klosterbaukunst in Geschichte und Gegenwart
Seminar
Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert
BA / MA
BA KulT KuWi 2, BA KulT KuWi 3, Freie Wahl
MA Kuwi 2
Montag, 10-12.00 Uhr
A 072
Klöster sind vielbesuchte, moderne Rückzugsorte. Einkehr, Stille, Kontemplation und Abgeschiedenheit kennzeichnen sie. Wir wollen im Seminar Ursprünge und Entwicklungen dieser Lebensformen nachvollziehen – und zwar insbesondere mit Blick auf Architektur und Struktur der Anlagen. „Die architektonische Disposition der Klosteranlage mit ihrer von Geometrie, Axialität und Symmetrie beherrschten Regularität erweist sich (…) als adäquater Ordnungsrahmen der monastischen Lebensform, als Umsetzung und Veranschaulichung des strikt geregelten Klosterlebens.“ Diese Aussage des Kunsthistorikers Bruno Reudenbach vor Augen, sollen die Teilnehmer:innen des Seminars unterschiedliche Ordensformen betrachten und deren architektonische Anlagen vergleichend analysieren. Zu untersuchen sind prominente Beispiele wie der St. Gallener Klosterplan, eine Planzeichnung auf fünf Pergamentblättern aus dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts, oder auch Cluny als das wohl wichtigste und einflussreichste Kloster in Europa, welches impulsgebend auf die Architektur von Pilgerkirchen und –klöstern wirkte. Beide Klöster – St. Gallen und Cluny – waren Benediktinergründungen und fußten somit auf den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia. Die Grundidee Benedikts für seinen Orden ist, wie es der Marburger Theologe Thomas Erne formulierte, eine auf die Nachfolge Christi bezogene, in sich geschlossene und sich selbstragende Gemeinschaft. Aus der Lebensform, die Benedikt für die Mönche entwarf, lassen sich die Grundzüge der Anlage des Klosters und der Kirche entwickeln. Die Abgeschlossenheit der Gemeinschaft führt zur Klostermauer, die dem Bautypus Kloster (lat. claustrum, dt. abgeschlossener Ort) den Namen gab. Da die Gemeinschaft sich selber trägt, hat sie innerhalb der Klostermauer alles, was sie zum Leben braucht, Wirtschaftsgebäude, Verwaltungsgebäude und natürlich Werkstätten.
Doch nicht nur die Klöster der Benediktiner werden im Seminar besprochen. Auch die Zisterzienser und natürlich Bettelorden wie jene der Dominikaner und Franziskaner werden hinsichtlich der baulichen Gestaltung ihrer Klosteranlagen zu untersuchen sein. Ebenso werden wir uns der besonderen Form der Kartäuserklöster widmen, die u.a. Le Corbusier nachhaltig prägten, und darüber hinaus Frauenklöstern. Eingeschlossen sind auch Stadtklöster wie die Cella St. Benedikt in Hannover (2010/11) oder auch jenes in Zürich, das ohne festen Sitz ist. Mit letzterem verbindet sich die Frage, welche Bedeutung der Architektur in dieser gemeinschaftlichen Lebensform zukommt – auch in heutiger Zeit.