Mittelalterliche Schatzkunst im Kunstgewerbemuseum – Typologie, Materialität, Funktion und Präsentation
SE
Stephanie Schüler
BA+MA
BA-KulT KuWi 2, BA-KulT KuWi 5, BA-KulT KuWi 6, MA-KuWi 1, MA-KuWi 4
Mittwoch 16-18 Uhr
A072
Was bezeichnet der Begriff ‘Schatzkunst’? Was definiert einen ‘Schatz’? Und warum können wir heute Schätze des Mittelalters im Museum begutachten? Anhand verschiedener Artefakte des Kunsthandwerks vom 11. bis zum 15. Jahrhundert aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Berlin möchte das Seminar diesen und weiteren Fragen, beispielsweise nach historischer Funktion und Bedeutung, den ökonomischen Dimensionen und der Herstellung jener kostbaren Erzeugnisse auf die Spur kommen. Das breite zeitliche Spektrum ermöglicht es, die Entwicklung der Formen der Kleinodien, ihre stilistischen Charakteristika sowie den Wandel ihrer technischen Fertigungsprozesse nachzuempfinden. Dabei soll neben dem objektnahen Studium auch die wechselvolle Geschichte des Kunstgewerbemuseums und seiner Sammlung kennengelernt und im Kontext der Entstehung der Berliner Museumslandschaft reflektiert werden.
Im Zentrum des Seminars wird die Beschäftigung mit den in Berlin beherbergten Kunstwerken des sog. Welfenschatzes stehen. Neben den zum Welfenschatz zugehörigen Aufbewahrungsbehältnissen für Reliquien, werden uns außerdem liturgisches Messgerät, Textilien zur Schmückung des Kirchenraums und die Kleidung Geistlicher sowie weitere mittelalterliche Kostbarkeiten aus Edelmetallen, Glas, Elfenbein, Bergkristall, Perlen und Edelsteinen, aber auch aus natürlichen Materialien wie Kokosnussschalen, Knochen, Horn, Straußeneiern oder Schneckengehäusen interessieren. Mithilfe der Lektüre eines der wichtigsten mittelalterlichen Kunsttraktate aus dem frühen 12. Jh., der Schedula diversarum artium des Theophilus Presbyter, sollen Auskünfte zum historischen Verständnis des Kunsthandwerks erarbeitet und Techniken der Goldschmiedearbeit kennengelernt werden.
Darüber hinaus versucht das Seminar die Verlagerungs- und Bewertungsprozesse der mittelalterlichen Schatzkunstobjekte nachzuvollziehen: Woher stammen die Kunstwerke? Welche Bedeutung wurde ihnen zuteil? Und auf welchem Weg kamen sie schließlich ins Museum? Anschließend wollen wir auch darüber diskutieren, wie Schatzkunst sakraler Herkunft heute angemessen museal präsentiert werden kann.
Es können grundlegende Kenntnisse zu verschiedenen Materialien, Herstellungsverfahren, Funktionsbestimmungen sowie zu ikonografischen Motiven von Kunst- und Kulturgütern des christlichen Mittelalters erworben werden. Mehrere Unterrichtseinheiten werden vor Ort im Berliner Kunstgewerbemuseum am Kulturforum und als Doppelsitzungen stattfinden. Die Teilnahme ist daher auf 15 Plätze beschränkt. Diese Termine werden in Absprache mit den Studierenden zu Beginn des Semesters festgelegt. Bitte berücksichtigen Sie diesen Umstand bei der Planung Ihrer Lehrveranstaltungen.
Einführende Literatur
Gerd Althoff u. a. (Hrsg.): Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen, Ausst.-Kat., LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster und Domkammer der Kathedralkirche St. Paulus, Münster, 2012, München 2012.
Klaus Gereon Beuckers u. a. (Hrsg.): Typen mittelalterlicher Reliquiare zwischen Innovation und Tradition. Beiträge einer Tagung des Kunsthistorischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel am 22. Oktober 2016 (= Objekte und Eliten in Hildesheim 1130 bis 1250, Bd. 2), Regensburg 2017.
Monika Bierschenk (Hrsg.): Kunstgewerbemuseum Berlin. Bildführer: Kunsthandwerk vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Kataloge des Kunstgewerbemuseums, Bd. 10), Berlin 1985.
Erhard Brepohl: Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk. Gesamtausgabe der Schrift ‚De diversis artibus’ in zwei Bänden, 2 Bde., Köln u. a. 1999.
Philippe Cordez: Schatz, Gedächtnis, Wunder. Die Objekte der Kirchen im Mittelalter (= Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim, Bd. 10), Regensburg 2015.
Joachim Ehlers u. a. (Hrsg.): Der Welfenschatz und sein Umkreis, Mainz 1998.
Dietrich Kötzsche: Der Welfenschatz im Berliner Kunstgewerbemuseum (= Bilderhefte der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Bd. 20/21), Berlin 1973.
Jochen Luckhardt u. a. (Hrsg.): Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125–1235, Ausst.-Kat, Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig 1995, 4 Bde., München 1995.
Barbara Mundt: Museumsalltag vom Kaiserreich bis zur Demokratie. Chronik des Berliner Kunstgewerbemuseums (= Schriften zur Geschichte der Berliner Museen, Bd. 5), Köln u. a. 2018.
Bruno Reudenbach u. a. (Hrsg.): Reliquiare im Mittelalter (= Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte, Bd. 5), 2. durchges. Aufl., Berlin 2011 (1. Aufl. 2005).
Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, 31321100 FG Kunstgeschichte, Schwerpunkt Bildkünste
Schüler, Stephanie
16:00 - 18:00, Mi., Mi. 18.10.23, Mi. 25.10.23, Mi. 01.11.23, Mi. 08.11.23, Mi. 15.11.23, Mi. 22.11.23, Mi. 29.11.23, Mi. 06.12.23, Mi. 13.12.23, Mi. 20.12.23, Mi. 10.01.24, Mi. 17.01.24, Mi. 24.01.24, Mi. 31.01.24, Mi. 07.02.24, Mi. 14.02.24
A 072 (Charlottenburg)
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