„Sprache ist nicht neutral, nie harmlos“, sie beeinflusst unsere Wahrnehmung, spiegelt die gesellschaftliche Realität, reproduziert sie und verfestigt dabei gewisse Bilder und Vorstellungen. So ist Sprache ein Instrument der Machtausübung und des Ausschlusses gewisser Minderheiten und Gruppen und demzufolge erschafft sie Diskriminierungen: „Wörter können nicht nur etwas tun, sie können auch etwas antun.“[1] Eine diskriminierungssensible Sprache wirkt langfristig auf die Wahrnehmung von Normalität und erschafft somit Realität. In diesem Seminar geht es darum, historische Kontinuitäten rassistischer Wörter und diskriminierende Bezeichnungen aufgrund von Geschlecht, sexueller Identität, Behinderung, Erscheinungsbilder, Alter oder Religion wahrzunehmen und zu kontextualisieren; dabei sollen sich die Seminarteilnehmenden mit der (deutschen/eigenen) Sprache auseinandersetzen, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen und zu verändern.
In der heutigen Gesellschaft kommen häufig Unsicherheiten in Bezug auf Begrifflichkeiten und vermeintlich neutrale Bezeichnungen und unbewusste/unbeabsichtigte sprachliche Abwertungen vor. Ziel des Seminars ist die Entwicklung eines Glossars zur gemeinsamen Anwendung sowohl im Alltag als auch in Referaten, Hausarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten, das gleichzeitig Abhilfe schaffen und als Richtlinie für einen diskriminierungsfreien Sprachgebrauch dienen soll. Das Glossar konzentriert sich auf Begrifflichkeiten, die die vom AGG genannten Diskriminierungsthemenbereiche betreffen: ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Behinderung, Religion und/oder Weltanschauung, Alter und sexuelle Identität.
Das Seminar enthält zwei Blöcke:
- einen Theorieteil, in dem die historischen, kulturellen, gesellschaftlichen Grundlagen zum Verständnis gewisser Phänomene erläutert werden, die zu Diskriminierungen, Ausgrenzungen oder Unsichtbarkeit geführt haben;
- einen als Aushandlungsteil gedachten praktischen Teil, in dem Begriffe genannt/ausgewählt, kritisch überprüft und ggbfs. durch einen passenderen Begriff ersetzt werden.
Das Glossar wird am Ende des Seminars auf die Webseite des Fachgebiets zur Hilfestellung für eine diskriminierungssensible Wortwahl und zum Sprachgebrauch hochgeladen.
Es handelt sich um ein Work in Progress, insofern wird das Glossar regelmäßig aktualisiert und erweitert.
[1] Herrmann, Steffen Kitty/Kramer, Sybille/Kuch, Hannes (2007) (Hrsg.): Verletzende Worte. Die Grammatik sprachlicher Missachtung. Bilefeld. Transcript, S, 7.
31351900 FG Deutsch als Fremd- und Fachsprache
Pichler, Anna Malena; Prudent, Sabine-Brigitte
Fr. 26.04.24, 10:00 - 16:00
HBS 205 (Charlottenburg)
0min/0min