In der Gegenwart sehen sich Städte durch gesellschaftliche Entwicklungen herausgefordert, die sich in Form von gleichzeitig verlaufenden Wachstums- und Schrumpfungsdynamiken, Globalisierungs- und Lokalisierungstendenzen, aber auch in Form von verschärften Städtekonkurrenzen und nicht zuletzt in einem tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft, Arbeit, Freizeit, Konsum und Wohnen zeigen. Um den Herausforderungen begegnen zu können, sind Konzepte nötig, die die Erwartungen verschiedener gesellschaftlicher Anspruchsgruppen verarbeiten und gleichzeitig die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Städte berücksichtigen können. Zunehmend sind auch Konzepte gefragt, die "Top-down"-Planungen mit "Bottom-up"-Initiativen aus der Bevölkerung verbinden. Stadtplanung steht somit in einem komplexen gesellschaftlichen Zusammenhang, den es zu reflektieren gilt.
Die Veranstaltung liefert hierfür wichtiges Hintergrundwissen. Zu Beginn werden wir uns im Rahmen einer Hinführung zum Thema damit beschäftigen, was man unter einer Stadt verstehen kann, vor allem welche Städtetypologien existieren, und welche städtischen Entwicklungsdynamiken sich beobachten lassen (Wachstum, Schrumpfung, Urbanisierung, Suburbanisierung und 'Reurbanisierung'). Außerdem sollen einige wenige sozialtheoretische Perspektiven auf die Stadt behandelt werden, darunter neuere Ansätze, die etwa von spezifischen städtischen "Eigenlogiken" (Berking/Löw) ausgehen.
Sodann werden soziale Lebenslagen in Städten beleuchtet (Lebensstilgruppen bzw. Milieus, darunter auch Migrant/innen). In diesem Zusammenhang werden die mit sozialen Ungleichheiten verbundenen sozialen Prozesse untersucht, die sich in Form von Exklusion, Segregation, Sukzession bzw. Gentrifizierung räumlich manifestieren und Rückwirkungen auf die Stadtentwicklung haben. Gleichzeitig sollen auch Initiativen und Prozesse betrachtet werden, die auf Inklusion angelegt sind. Besonders werden wir uns mit der Stadt als Wirtschafts-, Wohn-, Konsum-, Freizeit-, Kultur- und Kommunikationsraum, als gebautem Raum (Architekturen) und Naturraum (Ökologie) und vor allem als "Aktionsraum" für die Bewohner auseinandersetzen und danach fragen, welche neueren Entwicklungen sich dort abzeichnen und welche Implikationen diese für die Stadtentwicklung und Stadtplanung haben. Gegen Ende der Veranstaltung werden Wahrnehmungen von der Stadt analysiert, die in der Literatur unter Begriffen wie 'Mental Map', 'Raumbild', 'städtische Identität' und 'Stadtimage' beschrieben werden. Hier soll auch die Rolle des Stadtmarketing betrachtet werden, das bestimmte, durch Kommunikationsexperten kreierte 'Stadtimages' vorgeben und für Stadtentwicklungsprozesse fruchtbar machen will. Gegenüber diesen "Top-down"-Initiativen gibt es Ansätze, die durch kommunikative Planung bzw. neue Governance-Strukturen bürgerschaftliches Engagement einzubinden suchen. Diese Formen werden wir am Ende des Seminars betrachten.
1. Termingruppe
36371400 FG Planungs- und Architektursoziologie
Christmann, Gabriele
10:00 - 12:00, Do. 20.10.22 - Do. 16.02.23, wöchentlich
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