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Zimmer, Fabian
Ob Kochen, Waschen, Heizen oder Putzen – all diese Alltagstätigkeiten werden zwar im Haushalt verrichtet, doch sind sie heute mehr denn je auf umfangreiche technische Systeme angewiesen, die den Zu- und Abfluss von Energie und Stoffen gewährleisten und die Haushalte mit teils weit entfernten Orten verbinden – mit landwirtschaftlichen Produktionsflächen, Kraftwerken, Frischwasserreservoirs, Kläranlagen usw. Gleichzeitig ist die Wohnung selbst ein Ort, der nicht nur von Menschen bewohnt ist, sondern auch Haustieren, Zimmerpflanzen, Spinnen oder Schaben eine Unterkunft bietet, und der mit vielfältigen Materialien eingerichtet ist und instand gehalten wird, die auf teils unerfreuliche Weise auf die Bewohner:innen wirken – man denke an die krebserregende Wirkung von Asbest.
In diesem umfassenden Sinne wollen wir in unserem Seminar die Wohnung als ein Ökosystem betrachten. Anhand von umwelt-, technik-, konsum- und genderhistorischen (teils englischsprachigen) Texten zu ausgewählten Fallbeispielen erkunden wir in der gemeinsamen Diskussion, wie sich die materielle Kultur des Wohnens im Zuge der Entstehung der modernen Industrie- und Konsumgesellschaft wandelte und wie dieser Wandel im alltäglichen Lebensraum des Menschen verschränkt war mit Veränderungen von Techniknutzung, von geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und gesellschaftlichen Naturverhältnissen.
Literatur:
Modulzuordnungen:
Forschner, Dirk
Blocktermine
Die drei Block-Seminartage beginnen mit einem Theorie-Tag im Hörsaal und an der Maschine mit den Inhalten: Dampfkessel, Aufbau, Ausrüstung, Sicherheit und Betrieb, Kolbendampfmaschine, Aufbau, Wirkungsweise, Steuerungen und ihre Arbeitsweise; dann nachmittags Wiederholung und Vertiefung an der Maschine; die beiden anderen Tage werden zur Praxis mit Wartung, Anheizen, Abschmieren und Fahrübungen genutzt. Darüberhinaus wird auch im „Frage/Antwort“-Verfahren auf die Prüfung vorbereitet; zum Abschluss findet dann am dritten Tag eine Fahrt über die Straße statt. Dabei können die Studierenden ihre Kenntnisse und Fertigkeiten unter Beweis stellen.
Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhe sind obligatorisch.
Modulzuordnung:
Mo. 16-18 Uhr
Seminar findet voraussichtlich in Präsenz statt. Raum wird noch bekannt gegeben.
Beginn: 25.04.2022
Das Kolloquium richtet sich in erster Linie an die Studierenden des Masterstudiengangs „Theorie und Geschichte der Wissenschaft und Technik“. Es hat den Charakter eines Werkstattgesprächs. Ohne fertige Ergebnisse liefern zu müssen werden hier ausgehend von konkreten Referats- und Hausarbeitsprojekten Themen, Fragestellungen und Arbeitstechniken der Studienrichtung „Literatur und Wissenschaft“ (MA-TGWT) zusammengetragen und beleuchtet. Im intensiven Austausch über Befunde, Thesen und Theorien soll so die Entdeckung und Formulierung eigener wissenschaftlicher Interessen gefördert werden. Bestandteil des Kolloquiums sind wie jeden Sommer die studentischen Minisymposien, die im Rahmen des „Plenum“-Moduls (MA-TGWT P2) organisiert werden.
Um persönliche Anmeldung unter fammartino@tu-berlin.de wird gebeten.
In der Technikgeschichte wird unter dem Begriff usable pasts seit einigen Jahren darüber diskutiert, ob und was wir aus historischer Technikentwicklung und -nutzung für die Gegenwart und Zukunft lernen können. Die Fragestellung ist indes für die Geschichtswissenschaft keineswegs neu, sondern beschäftigt die Disziplin seit ihrer Entstehung. In diesem Seminar gehen wir der Frage nach, ob und was man aus der Geschichte lernen kann, indem wir ausgewählte geschichtstheoretische Texte aus mehreren Jahrhunderten lesen und gemeinsam diskutieren. Dabei erarbeiten wir uns nicht nur kritische Perspektiven auf die Möglichkeiten und Grenzen historischer Erkenntnis, sondern üben uns auch in der präzisen Lektüre und Kontextualisierung historischer Quellen.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur gründlichen Lektüre anspruchsvoller und teils umfangreicher Theorietexte.
Entwerfen, Erfinden, Erschaffen
Dienstag, 10-12 Uhr
Alexandra Kljagin
Das Seminar geht der Frage nach, was es heißt, etwas Neues hervorzubringen. Was bedeutet es, ein künstlerisches oder technisches Artefakt zu erzeugen? Zeichnet sich der Schaffensakt durch epistemische Besonderheiten aus? In welchem Verhältnis stehen der Schaffensprozess und das Geschaffene zueinander? Gibt es bestimmte Methoden der Hervorbringung? Welche Rolle spielen hierbei die verwendeten Werkzeuge? Als Lektüregrundlage dienen u.a. Texte von Simondon, Heidegger, Latour.
Anmeldung und Infos via Isis: https://isis.tu-berlin.de/course/search.php?search=Entwerfen%2C+Erfinden%2C+Erschaffen
Zumbrägel, Christian
Der Wandel unserer Ernährung ist ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Umgangs mit natürlichen Ressourcen, die in technikgestützten Unternehmungen gejagt oder geerntet, konserviert, mobilisiert und konsumiert werden. Seit der Industrialisierung bestehen zwischen Ernährung, Technik und Umwelt enge Wechselwirkungen. Beispiele führen uns vom Aufbau einer geschlossenen Kühlkette über den Aufstieg der Lebensmitteltechnologie bis zur Ausbeutung der Ozeane und der hochtechnisierten Massentierhaltung – mitsamt ihrer weitreichenden Folgewirkungen für Klima, Umwelt und Gesundheit. Gleichzeitig haben sich die Grenzen zwischen Natur und Technik weitgehend aufgelöst. Bei hochgezüchteten Turbo-Kühen, gentechnisch veränderten Kulturpflanzen und Fischfilets aus dem 3D-Drucker verschwimmen die organischen und technischen Grundlagen unserer Ernährung.
In dem Seminar nähern wir uns dem weiten Feld der Ernährungsgeschichte aus technik- und umwelthistorischer Blickrichtung. Thematisch arbeiten wir uns im Laufe des Semesters von der Produktion über die Konsumtion und Lagerung von Lebensmitteln bis an das hintere Ende der Verwertungsketten unserer Ernährungssysteme vor, wo Fragen der Kompostierung, der Entsorgung von Verpackungsmaterialien und des Nachlebens von Tierkörpern im Fokus stehen.
Weber, Heike
Der 1856 gegründete Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) bildet bis heute die wichtigste Vertretung des Ingenieurwesens in Deutschland. Als traditionsreicher technisch-wissenschaftlicher Verein war und ist der VDI nicht nur Berufsorganisation – er verstand sich auch als Mitgestalter der Technik und wirkte beispielsweise bei der technischen Regelsetzung und Normierung mit.
Das Hauptseminar geht der langen Geschichte des VDI nach. Es platziert den Verein in den Kontext von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie weiterer nationaler und internationaler Technikervereine und fragt nach dem Wandel von Selbstverständnis, gesetzten Zielen und übernommenen Aktivitäten. Hierzu werden wir einzelne Zeitphasen näher fokussieren (v.a. die Gründungsphase; die Dekaden um 1900, als Hochindustrialisierung sowie voranschreitende Professionalisierung des technischen Ausbildungswesens das Verhältnis von Technik, Kultur und Gesellschaft wesentlich veränderten; die Zeit der Weltkriege; NS-Zeit). Außerdem werden Felder der Technikgestaltung exemplarisch analysiert. So beeinflusste die Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) den technischen Umweltschutz; unter den VDI-Richtlinien finden sich einflussreiche Regelwerke, darunter auch solche, welche die soziale Dimension von Technik aufgegriffen haben (z.B. VDI 3780 zur Technikbewertung (2000); Richtlinie VDI 7000 (2015) zur Öffentlichkeitsbeteiligung bei großen Technikprojekten).
Neben dem klassischen wissenschaftlichen Arbeiten kann ein weiteres Seminarziel die Überarbeitung des Wikipedia-Beitrags zur Geschichte des VDI sein.
Kirstein, Thomas
Die Exkursion zur Technik- und Architekturgeschichte des Altertums führt nach Oberitalien. Im Mittelpunkt stehen die Regionen Istrien und Friaul. Zeitlich umfasst die Exkursion die römische Kaiserzeit und die Spätantike bis ca. 600 n. Chr. Zu den Themen der Lehrveranstaltung zählen Bautechnik und Architektur, städtische Infrastruktur, Verkehrstechnik und Mobilität, sowie Handwerk und Gewerbe. Die Lehrveranstaltung besteht aus drei Vorbesprechungen in Berlin und der Exkursion während der vorlesungsfreien Zeit, die 10 Tage dauert.
Mi. 14-18 Uhr (14-tägig)
Das Seminar findet in Präsenz statt.
Anmeldung über ISIS
Beginn: 20.04.2022
Der deutsche Bergbauingenieur Friedrich von Hardenberg, besser bekannt nach der parallelen Linie seines kurzen Doppellebens als der frühromantische Dichter Novalis (1772-1801), hat neben freirhythmischen Hymnen, Romanfragmenten und politischen Entwürfen ein immenses, tausende Seiten umfassendes kritisches Werk in Form von Aphorismen, Bemerkungen und kurzen fragmentarischen Reflexionen hinterlassen, die, geschieden sowohl von der Weimarer Klassik als auch von der nachfolgenden Romantik, in vielerlei Hinsicht in das 20.Jh weisen. Das Allgemeine Brouillon. Materialien zur Enzyklopädistik (1798/1799) ist die wichtigste dieser Handschriften. Wir folgen Wegen durch dieses immense Gebiet am Leitfaden der Frage nach dem Denken der Literatur in Bezug auf die Wissenschaften: Wissenschaft, in erster Linie als Mathematik, — mit Blick auf Hardenbergs weltliche Existenz als Ingenieur aber auch in Überlegungen zur Geologie, zum Mineralischen und zum Reich des Anorganischen, wie sie später auch bei Paul Celan eine Rolle spielen. Eine Auswahl von Texten wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
Literaturverweis:
Bände 2 und 3 Novalis, Schriften, hg.v.Samuel/Mähl/Schulz.
Do. 12-16 Uhr (14-tägig)
Das Seminar findet in Präsenz statt. Raum wird noch bekannt gegeben.
Beginn: 21.04.2021
Das einflußreiche Werk des französischen Literaturtheoretikers und Schriftstellers Maurice Blanchot (1907-2003), erstmals erschienen 1955, ist die maßgebliche Position zur Kritik der Literatur und zur Sondierung der schöpferischen Vermögen des Menschen geworden, auf die sich alle nachfolgende französische, vor allem poststrukturalistische Theoriebildung (Foucault, Derrida, Deleuze, Barthes, Nancy) maßgeblich bezieht. Das Seminar ist als Lektürekurs angelegt, der aus dem in L'Espace littéraire anvisierten Kanon (Mallarmé, Hölderlin, Kafka, Rilke, Lautréamont und Sade, Leonardo, Valéry, Celan und Char) in Umrissen eine Theorie der Literatur hervorgehen läßt, die an Prägnanz und Schärfe zudem gewinnt in ihrer Auseinandersetzung mit Hegel, dessen nach wie vor triftige Analyse vom Ende der Kunst in Blanchot als Bedingung ihres Anfangs gedeutet wird. — Textgrundlage: L'espace littéraire (Gallimard folio, 1955 und öfter) für den französischen, die unlängst erschiene Übersetzung (diaphanes 2012) für den deutschen Text.
Plenum Theorie und Geschichte der Wissenschaft und Technik (MA-TGWT P2)
Die Sitzungen werden zum großen Teil digital stattfinden. Sie erreichen den Videocall mit folgendem Link:
https://tu-berlin.zoom.us/j/4583811753?pwd=eVhqMHovN3ovYnJuSG1vc01NaWErZz09
Im Plenum beschäftigen sich die Studierenden im Rahmen des Semesterthemas „Visionen und Narrative neuer Technologien“ intensiv mit den Arbeiten externer Forscherinnen und Forscher, die jeweils von einer fachlich gemischten Gruppe aufbereitet und auf Basis von selbst durchgeführten Interviews als Podcasts weiterentwickelt und veröffentlicht werden. Inhaltlich liegt der Fokus in diesem Semester auf der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den diskursiven Voraussetzungen und Effekten emergenter Technologien (Narrationen des sozialen Fortschritts, des Epochenbruchs oder der Kulturkritik, utopische und dystopische Visionen nicht nur in Theorie und Kunst, sondern auch in öffentlichen und fachspezifischen Debatten). Im Mittelpunkt stehen somit die Methoden der Forschung an Leitbildern in der Wissenschaft und Technik, gesellschaftliche Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen im Kontext von technologischer Forschung und Entwicklung sowie überhaupt die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft im Zusammenhang mit der Entwicklung und Nutzung neuer Technologien. Für die Produktion der Podcasts erarbeiten sich die Studierenden gemeinsam und in Gruppen sowie in Vorgesprächen mit den Gästen ein Teilgebiet des Semesterthemas. Das Seminar wird mit einer öffentlichen Projektpräsentation zum Ende des Semesters abgeschlossen. Die Anmeldung und Zuordnung zu den Gruppen geschieht zu Beginn des Sommersemesters auf der Grundlage der Vorbereitungstreffen im Laufe des Wintersemesters. Die Anmeldung per E-mail unter fammartino@tu-berlin.de bis spätestens zum 10.04.2021 ist Voraussetzung für die Teilnahme.