Seminartitel: Soziologie des Extraktivismus – Konflikte und Materialität in der modernen Rohstoffgewinnung
FG Allgemeine Soziologie, insbesondere Theorie moderner Gesellschaft
Institut für Soziologie – TU Berlin
Dozentin: Frederike Brandt
Modul: Vertiefung soziologische Theorie (6 ECTS)
Termin: Donnerstags 14-16 Uhr
Raum: FH 311
Der Begriff Extraktivismus bezeichnet Abbau, Nutzung und Export natürlicher Ressourcen. Klassische Sektoren sind Erdölförderung, Bergbau, Landwirtschaft und Fischerei. Dabei bezieht sich der Begriff des Extraktivismus spezifisch auf internationale Exporte von Ressourcen hohen Volumens. Verbunden wird damit meist ein Wirtschaftsmodell, welches vor allem in Bezug auf die Region Lateinamerikas relevant wurde.
Ursprünglich lagen vorwiegend privatisierte Exportstrategie von Rohstoffen vor. Ab Beginn des 21. Jh. entwickelte sich aber auch der sog. Neo-Extraktivismus. Dieser bezieht sich neben Extraktivismus als Wirtschaftsmodell auch auf ein durch ihn geprägtes Entwicklungs- und Gesellschaftsmodell mit einer verstärkten Rolle des Staates. Dieses hängt in der Folge jedoch stark zusammen mit dem Marktschwankungen des jeweiligen Exportprodukts und ist deswegen nicht stabil.
Im heutigen Diskurs wird der Begriff Extraktivismus primär verwendet für Ökonomien des ‚globalen Südens‘, die auf Rohstoffexporte angewiesen sind, ohne sich zu diversifizieren. Der voranschreitende Rohstoffabbau hat jedoch neben den ökonomischen, auch soziale und ökologische Konsequenzen und führt dadurch zu Konflikten auf lokaler Ebene. So kann der industrielle ressourcenverbrauchende Extraktivismus einhergehen mit ökologischer Zerstörung sowie der Entdemokratisierung der Frage der Naturnutzung. Die Rohstoffnachfrage kommt überwiegend aus den sogenannten Industriestaaten. Die Gewinnung der Rohstoffe ist durch den Export, global vernetzt, weswegen es wichtig ist, das Thema von unterschiedlichen Standpunkten aus zu beleuchten.
Die Gewinnung von Lithium ist für den aktuellen Extraktivismus exemplarisch. Es wird u.a. benötigt, um die Batterien von Elektroautos herzustellen. Der Abbau ist teils extrem wasserintensiv und riskiert dabei eine Kontamination des lokalen Süßwassers mit Salzwasser, was verehrende soziale Folgen für die Bewohnbarkeit der jeweiligen Region haben kann.
Vor diesem sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen, sowie räumlichen Aspekten des Phänomens, zielt das Seminar darauf ab, Formen des Extraktivismus aus einer soziologischen Perspektive zu untersuchen.
Neben empirischen und theoretischen Texten zum Thema soll auch eine methodologische Perspektive entwickelt werden, die den Umgang mit verschieden Formen von Akteur*innen und Skalen sowie Regionalitäten bei der sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung kritisch reflektiert.
Die Vorbereitung der Lektüre und die Teilnahme und Mitgestaltung der Seminardiskussion sind Voraussetzungen für die erfolgreiche Seminarteilnahme. Neben einem Referat, soll ein empirischer Fall ausgearbeitet und in den abschließenden Seminarsitzungen vorgestellt werden.
Die Teilnahme an der ersten Seminarsitzung ist verpflichtend. In dieser wird die Seminarliteratur, sowie die Seminarform im Detail vorgestellt und es können allgemeine Fragen geklärt werden.
Folgend finden Sie denk Link zum ISIS-Kurs:
https://isis.tu-berlin.de/course/view.php?id=43049
Vertiefung Soziologische Theorie L21: Soziologie des Extraktivismus – Konflikte und Materialität in der modernen Rohstoffgewinnung
36371300 FG Soziologie, insbesondere Theorie moderner Gesellschaften
Brandt, Frederike Julia
Do. 17.04 - 17.07.25, wöchentlich, 14:00 - 16:00
Charlottenburg, FH 311
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