Pierre Bourdieu (1930-2002) ist der einflussreichste Soziologe unserer Zeit, einflussreich nicht nur innerhalb der Soziologie, sondern auch in anderen Disziplinen. Seine empirische Arbeit, seine theoretische Reflektion sowie sein öffentliches Engagement wirken weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Abgesehen von Marx, Weber und Durkheim hat kaum ein Soziologe je eine solch umfassende Theorie moderner Gesellschaften hervorgebracht. Die von Bourdieu geprägten Begriffe des „sozialen, kulturellen und ökonomischen Kapitals“, des „Habitus“, des „Feldes“ oder der „symbolischen Macht“ werden nicht nur in der Soziologie prominent verwendet, sondern sind teilweise auch in den Alltagssprachgebrauch eingegangen. Seine Schriften umspannen vielfältige Themen, sie reichen von der Kunst bis zur Wissenschaft, von der Politik bis zum Sport, von der Familie bis zur Erziehung, von der Wirtschaft bis zur Literatur, vom Kolonialismus bis zum Neoliberalismus. Er war in der Fotografie ebenso zu Hause wie in der statistischen Analyse. Er konnte problemlos zwischen Philosophie und empirischer Forschung hin- und herwechseln und dazwischen sozialtheoretische Betrachtungen anstellen.
Dieser Kurs soll die Gelegenheit bieten sich intensiv mit dem Werk von Pierre Bourdieu auseinander zu setzen. Angesichts des umfangreichen Werkes ist dies keine leichte Aufgabe und im Kurs muss notwendiger Weise eine Auswahl getroffen werden. Besprochen werden sollen neben den Klassikern in Bourdieus Werk, die unbedingt einbezogen werden müssen, wie „Die Feinen Unterschiede“, oder der „Soziale Sinn“, solche Texte, die sich mit dem Klassenbegriff von Bourdieu auseinandersetzen. Die Textauswahl schließt ausdrücklich empirische Arbeiten, theoretische Texte und politische Schriften ein, um Bourdieu in seiner ganzen Bandbreite kennen zu lernen. Die Texte sind chronologisch sortiert, beginnend mit seinen Arbeiten zu Algerien bis hin zu seinen offenkundig politischen Schriften gegen den Neoliberalismus. Je nachdem wie sich die Diskussion im Seminar entfaltet, ist es durchaus möglich, dass die vorgesehene Lektüre im Laufe des Semesters noch angepasst wird.
Der Kurs trifft sich wöchentlich und ist mit einem hohen Lesepensum von ca. 100 Seiten pro Woche versehen. Es ist deshalb wichtig täglich zu lesen (ca. 20 Seiten intensives Lesen pro Tag) und sich gründliche Notizen zu machen. Diese Notizen können Zusammenfassungen, Reflektionen und Fragen umfassen und helfen dabei in ein fiktives Gespräch mit Bourdieu zu kommen. Jede Woche sollen die Teilnehmer:innen des Kurses Fragen zum Text formulieren und bei ISIS einstellen. Diese Fragen helfen dabei, die Diskussion im Seminar zu strukturieren. Alle Kursteilnehmer:innen sollen ferner im Laufe des Kurses ein Referat halten. Dafür sind regelmäßige Referatssitzungen vorgesehen, die den gelesenen Stoff vertiefen und kritisch hinterfragen sollen.
Der Kurs ist für BA-Studierende (ab dem 3. Semester) und für MA-Studierende geeignet. Die Anzahl der Teilnehmer:innen für diesen Kurs ist auf 30 Personen begrenzt.
Modul: Organisation und Theorie, 6 LP, Di 10-12 Uhr
Termingruppe 3 Lektürekurs Bourdieu
36371200 FG Organisationssoziologie
Di. 15.04 - 15.07.25, wöchentlich, 10:00 - 12:00
Charlottenburg, FH 303
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