Dr. Andrea Meyer in Kooperation mit Dr. Sabine Beneke, Sammlungsleiterin für den Bereich Kunst-Gemälde und Skulpturen am Deutschen Historischen Museum
Mit den Sammlungen „Haus der Deutschen Kunst“ und „German War Art Collection“ (GWAC) verfügt das Deutsche Historische Museum (DHM) über zwei Kunst-Konvolute aus der Zeit des Nationalsozialismus in seinem Bestand. Von der Reichskanzlei wurden für die Ausstattung von Repräsentationsbauten und Behörden des „Dritten Reichs“ in den Jahren 1937 bis 1944 auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Deutschen Kunst in München hauptsächlich Gemälde erworben. Nach 1945 wurden sie von den Besatzungsmächten sichergestellt. Als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reichs ist die Bundesrepublik Deutschland der Eigentümer der rund 750 Werke.
Die Werke der GWAC wurden ab 1941 von Künstlern an der Front geschaffen. In erster Linie handelt es sich um Grafik, aber auch Gemälde. Sie kamen in deutschen Armee-Museen bzw. militärgeschichtlichen Sammlungen, in Kasinos und Kasernen der siegreichen Wehrmacht zum Einsatz. Außerdem wurde die Kunst zu erzieherischen und kulturellen Zwecken auf Ausstellungen in Deutschland, Belgien, Frankreich, Norwegen, Italien, Österreich gezeigt. Nach dem Krieg sammelten die Amerikaner die Werke auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens ein, um die NSDAP und ihre Organisationen zu zerstören und militaristische und nationalsozialistische Propaganda zu unterbinden. Die Werke wurden in die USA geschickt. Inzwischen befindet sich der Großteil wieder in Deutschland. Ein Restbestand von rund 420 Werken ist als Teil der Army Art Collection noch in den USA. Hierbei handelt es sich um Werke, die als ideologisch stark belastet eingestuft werden.
Das Seminar möchte anhand von Beispielen aus der DHM-Sammlung folgenden Fragen nachgehen: Was wissen wir über die Künstler? Lassen sich biografische Angaben und weitere Werke finden? Gibt es ein Œuvre vor 1933 und nach 1945? Was ist auf den Gemälden dargestellt? Lassen sich Bezugspunkte zu eingeführten Malerei-Gattungen, Themen und Motiven finden? Weisen die Werke Bezugspunkte zur nationalsozialistischen Ideologie auf – oder sind ihre Motive ein Reflex auf einen allgemeinen historischen Kontext? Gibt es zeitgenössische Vergleichsbeispiele im Ausland?
Gemeinsame Besuche des Gemäldedepots des DHM erlauben das direkte Objektstudium, auf dessen Grundlage die Teilnehmenden Perspektiven auf die Gemälde entwickeln, die ihre Eigenheiten, Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede charakterisieren. Das Seminar möchte dazu anregen, den Qualitätsbegriff der Kunstgeschichte kritisch zu reflektieren. Welche Erkenntnisse sich aus der Auseinandersetzung mit den Konvoluten für den musealen Umgang mit „Kunst im Nationalsozialismus“ gewinnen lassen, steht ebenfalls zur Diskussion.
Wichtige Hinweise:
Das Seminar ist auf 12 Teilnehmende begrenzt, die Anmeldung erfolgt über ISIS. Die Bereitschaft, ein Referat zu jeweils zwei Werken zu übernehmen, wird vorausgesetzt. Die Sitzungen finden an verschiedenen Orten statt, u.a. im Depot in Spandau, was eine Aufteilung in kleinere Arbeitsgruppen erforderlich macht. Am Ende des Semesters ist der gemeinsame Besuch einer Berliner Tagung zu Arno Breker geplant.
Wir informieren Sie rechtzeitig darüber, wo die erste Sitzung am 21.4. stattfindet.
Für die Teilnahme gelten die im SS 22 gültigen Regeln des Universitäts- und Museumsbetriebs unter Pandemiebedingungen.
MA KUWI 2, 7a, 5 (Exkursionen lt. Modulkatalog WS 21/22)
31321100 FG Kunstgeschichte der Vormoderne mit dem Schwerpunkt Materialität
Do. 21.04.22, 14:00 - 17:00
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