Frei & gebunden. Material, Konstruktion & Form
VL
Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert
BA und MA
BA KuWi 2, BA KuWi 3, BA KuWi 6, Freie Wahl; MA KuWi 1, MA KuWi 2, MA KuWi 4, Freie Profilbildung
Dienstag, 18.00-20.00
A 053
Welche Bedeutung kommt dem Material bei der Formfindung zu? So lautet die leitende Frage dieser Vorlesung, die uns zeitlich von der Antike bis zur Gegenwart führen wird. Welche bautechnischen Möglichkeiten sind Voraussetzung für welche Bauformen (gewesen). Am Anfang steht der monumentale Steinbau der antiken Tempel Griechenlands, dessen Konstruktionsmerkmale und Einzelformen gemeinhin als „Übersetzung“ einer vormonumentalen, aus Holz bestehenden Architektur angesehen werden: eine Theorie, der nachzugehen sein wird. Dem folgen Bogen- und Kuppelformen der Spätantike aus Opus Caementitium und Tonröhren: für erstere stehen stellvertretend das Pantheon und Aquädukte, für letztere spätantike Mausoleen an den Ausfallstraßen Roms sowie frühchristliche Kirchen wie beispielsweise San Vitale in Ravenna. Mit den zuletzt genannten Materialien bietet sich zugleich ein Brückenschlag in die Moderne an, denn das spätantike Opus Caementitium bildet den Vorläufer des heutigen Betons. Und das Leichtbau-Prinzip der Tonröhren wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert für die Konstruktion flacher Decken erneut aufgegriffen. Sie inspirierten die Konstruktion der sogenannten Steineisendecken im 19. Jahrhundert – wie im Neuen Museum von Friedrich August Stüler auf der Berliner Museumsinsel.
Ziel der Vorlesung ist es, die Interdependenzen von Material, Konstruktion und Form aufzuzeigen und darzustellen, welch grundlegende Bedeutung das jeweils zur Verfügung stehende und verwandte Material für die Formfindung hat. Unterschiedliche Materialien werden jeweils den Ausgangspunkt der Analysen bilden. In den Blick genommen werden unter anderem Naturstein, Ziegel, Holz, Eisen/Stahl, Seilkonstruktionen, Beton, Kunststoffe und die Materialien für Leichte Flächentragwerke.
Abschließend – beginnend freilich schon mit der Verwendung des Betons und dessen neuen statischen Möglichkeiten – wird zu fragen sein, ob und in welchem Maße sich die Zuordnung bestimmter Formen auf bestimmte Materialien konzentriert. Es schließt sich die Frage an, inwieweit dieser Effekt sich in Zeiten digitaler Architektur bei der Formfindung noch verstärkt. Was sind die Auswirkungen und Folgen der so gewonnenen Freiheit, des durch den Wegfall der Zwänge des Materials möglich gewordenen Denkens von der Form her?
1. Termingruppe
31321800 FG Kunstgeschichte der Moderne mit Schwerpunkt Wissenskulturen/Institutionsgeschichte/Kunstgeschichte
Wittmann-Englert, Kerstin
Di. 17.10 - 19.12.23, wöchentlich, Di. 09.01 - 13.02.24, wöchentlich, 18:00 - 20:00
A 053 (Charlottenburg)
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